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Die aktuell zwingendste Postpunk-Platte Deutschlands ist eigentlich die authentischste Punk-Platte seit langem, dabei meistens ziemlich anti, dunkel und tief verwurzelt in der Tradition großer Vorreiter von Ton Steine Scherben bis zu den jungen Fehlfarben.
Falls nach der ersten EP noch Irritationen geherrscht haben sollten ob Mike Vennart und Richard "Gambler" Ingram tatsächlich den Schnitt zu ihrer überragenden Vorgängerband wagen würden, merzt das zweite Kurzformat 'Dyed in the Wool Ghost' diese Fragen nun über 23 Minuten hinweg aus.
Lieblos den eigenen Raritäten-Katalog zusammenkleben sollen andere: Kylesa basteln eine Compilation, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit stellt, dafür aber in ihrem homogenen Fluß durch Alt und Neu gut und gerne als eigenständiges Album durchgehen würde.
Allerhand Neuigkeiten gibt es aus dem Hause Reznor. Am konkretesten: die lange angekündigte zweite EP seines aktuell zur Hauptband erhobenen Nebenprojekts. Auf 'An Omen' verabsäumen How to Destroy Angels dabei abermals, sich tatsächlich vom alles überscheinenden Mutterschiff Nine Inch Nails abzudocken.
Die letzte Aufarbeitung poetischer Ergüsse durch bekannte Musiker führte im letzten Jahr bekanntlich zum kreativen Supergau 'Lulu'. Die Schwedenrocker Mando Diao beschreiten nun ähnliche Wege, beweisen mit unspektakulär anschmiegsamen Belanglosigkeiten aber doch deutlich mehr Geschmack.
Beim Erstkontakt mit Feine Sahne Fischfilet sollte man schonmal vorausschicken: der flotte Punkrock der "gefährlichsten Band Vorpommerns" ist nie so platt wie ihr Name suggeriert oder 'Komplett im Arsch' sich als erste Single liest. Und die Sache mit dem Verfassungsschutz macht sich sicher gut als ausgeworfener Promotion-Gag, ist aber letztendlich - und traurigerweise -nur großer Unsinn.
Lass diese Platte bis zu einer willkürlich gewählten Stelle laufen, drücke auf Pause und versuche zu erraten, beim wievielten Song du gerade stehst. Praktisch unmöglich. Oder: die heiß gehandelten Hardcore-Jungspunde Code Orange Kids haben für ihr Debütalbum Deathwish Records als Label im Rücken und eine gnadenlose Kurt Ballou-Produktion im Anschlag. Womit über die hohen Qualitäts-Standards auf 'Love is Love // Return to Dust' bereits alles gesagt sein sollte.
Other Lives finden den nachdrücklich fließenden Beat unter ihren zauberhaften Popsongs ohne deswegen plump auf Tanzbarkeit zu pochen - und gehen damit auf ihre Weise den Radiohead-Weg. Da passt es nur zu genau, dass Thom Yorke's Supergroup Atoms for Peace gleich auch einen Remix beigesteuert hat.
Kein Wunder, dass der umtriebige Andy Burrows zuletzt mit dem schwermütigen Editors-Sänger Tom Smith in perfekter Symbiose für Furore sorgte: auf 'Company' trägt der Engländer auch im Alleingang alle Last der Welt auf den schmalen Schultern, hat dabei aber das Licht am Ende des Tunnels stets hoffnungsvoll im Blick.