Spoon – Lucifer On The Moon

von am 13. November 2022 in Sonstiges

Spoon – Lucifer On The Moon

Frei nach den Ärzten: Songs taugen nur dann etwas, wenn sie auch als Dub-Version überzeugen. On-U Sound-Gründer Adrian Sherwood stellt insofern mit Lucifer on the Moon klar, wie klasse das Material des jüngsten Spoon-Albums doch ist.

Soll die Band der Einfachheit halber neun Monate nach Erscheinen ihres (primär vonMark Rankin, Dave Fridmann und Justin Raisen produzierten) zehnten Studioalbums mal selber alles wichtige zu dieser Dub-Veröffentlichung sagen.

„Lucifer on the Moon is the anti-gravity companion to Spoon’s Lucifer on the Sofa. A top-to-bottom rework of the Austin band’s tenth album, it was created by On-U Sound founder and UK dub icon, Adrian Sherwood. Moon first took shape as a few heady remixes for the singles from Lucifer on the Sofa.
Frontman Britt Daniel offered Sherwood two suggestions: “Avoid things that would not be possible on tape” and “Add whatever you want to add, the less modern the better.” The collaboration shouldn’t come as a surprise: dub-inspired production is wound through Spoon’s classic tracks. The initial results pleased both parties and Sherwood was invited to work on additional songs. And then a few more. “I got into the melody and the thoughts it evoked in me,” the producer explains. “It just evolved and we eventually found ourselves with a whole album.” 
Moon flips Lucifer on the Sofa’s rhythm tracks inside-out, and often rebuilds them wholesale. Sherwood supplied extensive additional instrumentation via On-U’s extended family of session players, including bassist Doug Wimbish and drummer Keith LeBlanc (both of whom performed in Sugarhill Records’ early ’80s in-house rhythm section). He dug deep into the album’s multi-tracks, surfacing forgotten details and elements not present in the final album mixes. The result airlifts Spoon’s trademark melodies into lush alien terrain, replete with vibrant echo and rumbling low-end. “It wasn’t just a thing where you pick apart this and that and you stay on the grid and you add a delay,” explains Daniel. “He added so much more instrumentation to the tracks that they became different completely versions of the songs. Not just remixes, but companion pieces. A ‘Part II.’”

So sieht es aus, Lucifer on the Moon fühlt sich tatsächlich wie eine komplett neue Sicht auf das Material der 2022er-Platte an – aus der chillig zurückgelehnten Perspektive, anstatt wie die Sofa-Varianten die Hit-Tauglichkeit der zehn (hier nun auch in eine andere Reihenfolge gebracht worden seienden) Ohrwürmer zu forcieren.

Da lösen sich also die Vocals ätherisch am Hall auf, die zurückgelehnten Rhythmen dösen zwanglos und entspannt, neue Instrumente wie Mundharmonika und Streicher, Bläser und Percussion geistern immer wieder durch das Geschehen schippernd, und nicht nur im trippigen Held klingt das wie ein nonchalanter Space-Jam, der die prägnanten Motive der ursprünglichen Nummer wie zufällig durch das Geschehen lüftet.
The Devil & Mister Jones macht zu Fanfaren den Singalong in der Yacht-Lounge und Lucifer on the Sofa (der Song) treibt sedativ mit jazzigem Flair auf die Tanzfläche, bevor Wild auch das minimalistische Grundgerüst eines Hip Hop-Tracks stellen könnte und der Harmonika-Groove von The Hardest Cut enorm einnehmend ist. Viele Szenen klingen nun nach verträumten Urlaub, schmiegen sich entschleunigt, aber niemals dröge an die unaufgeregte Stimmung.

Das Ergebnis trägt immer noch klar die Essenz der Spoon-Identität, wirkt aber wie von einem weniger auf Nummer Sicher gehenden Produzenten expliziter aus der Komfortzone geholt dennoch weiter draußen.
Toll ist dabei vor allem, dass man nicht nur die Mühe, Sorgfalt und detailfixierte Liebe spürt, die in diese gefühlvolle alternative Realität eingeflossen ist, sondern, das das Ganze auch als Gesamtwerk jenseits der Ästhetik enorm stimmig überzeugt, den schlüssigen Song keineswegs aus den Augen verliert.
Selbst wenn man mit Dub grundlegend wenig anfangen kann und deswegen auch lange Sicht wohl zur direkteren Schmissigkeit der Sofa-Platte zurückkehren wird, hinterlässt Lucifer on the Moon einen überraschend essentiellen Beigeschmack, mit dem man so nicht rechnen musste.

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