Stabbing Westward – Dead & Gone

Christopher Hall hat die Reanimation von Stabbing Westward im vergangene Jahr mit einer Neueinspielung von Iwo Jesus bereits auf Schiene gebracht und konkretisiert seine nostalgischen Absichten nun mit Dead & Gone.
Ob die versammelten 22 Minuten der EP sich nicht schon auch bis zu einem gewissen Grad wie eine Fortsetzung der Interims-Spielwiese The Dreaming anfühlen, mit dessen Vorstand sich Hall im Zeitraum des Stabbing Westward-Hiatus zwischen 2002 und 2016 beschäftigte, sei insofern dahingestellt, weil sich Dead & Gone mehr noch wie eine Zeitreise in die 90er anfühlt. Ein gehöriges Maß an grundsätzliche vorhandener Nostalgie ist da insofern vielleicht durchaus auch ein Kriterium, um sich über die Rückkehr von Stabbing Westward zu freuen.
Sonderlich schwer machen es Hall und seine Mitstreiter dem geneigten Trend-Überlebenden dann freilich nicht, servieren sie ihre drei neuen Songs doch mit einer geradezu plakativen Offensichtlichkeit.
Das Titelstück eröffnet als typisiert stampfender Industrial Rock in düsteren Neonfarben: Ein einprägsames 0815-Riff leitet die ruhige Strophe effektiv ein, der Chorus bratzt mächtig kloppend auf das Stadion los. Dass man an Orgy denken muß kommt nicht von ungefähr, Stabbing Westwards Rhythmussektion setzt sich aus aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der Stil-Kollegen zusammen.
Die lahme Bridge des Openers nimmt ungeachtet dessen leider ein wenig Energie aus der kraftvollen Breitbeinigkeit, gravierender sind aber die vorhersehbaren Strukturen und eine ermüdende Repetition. Zu entdecken gibt es aber generell wenig wenig – Dead & Gone funktioniert aber als pumpender Genre-Semi-Hit zwischen packender Eingängigkeit und kaum nachhaltiger Substanz.
Ähnlich Cold, das hinsichtlich der Erbverwaltung noch waschechter agiert, ein paar beinahe orientalisch angehauchte Goth-Texturen addiert und das Tempo drosselt, im Chorus jedoch wieder ordentlich auf die Verstärker drückt. Das schon sehr formelhafte Songwriting der EP erschöpft jedoch auch hier den ansteckenden Spaß, den diese Rückkehr an sich bieten würde – doch ist eine gewisse Faulheit ohnedies exemplarisch.
Crawl ist schließlich nur eine fett zur Alternative Rock-Ballade aufgeblasene Überarbeitung eines Songs, den The Dreaming auf Dreamo von 2006 anboten, klingt aber trotz verträumt gemeinter Strophe so kompetent austauschbar, dass es dann doch irgendwo an Charakterlosigkeit grenzt. Da passt es dann nur zu gut, dass die abschließenden beiden Stücke absolut verzichtbare Remixes darstellen. Trotzdem: Daran müssen sich Filter mit ihrer angekündigten Rückkehr 2020 erst einmal messen.
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