Stone Sour – House of Gold and Bones Part 1
‚House of Gold and Bones Part 1‚ steht als potenter Heavy-Rock mit einem Bein im Metal, mit dem anderen in den Alternative Charts und hat den Blick dabei stets Richtung Hymnen-Olymp gerichtet: das bisher ambitionierteste Stone Sour-Album ist dabei so authentisch wie ein mit Steroiden vollgepumpter Türsteher – aber auch ebenso effektiv.
Der vierte Schaulauf der längst aus dem Slipknot-Schatten getretenen Band ist eine verdammt zielorientierte Angelegenheit geworden. Und das, obwohl die Band um den variantenreichen Schreihals Corey Taylor von der Ambitionen besessen sind wie nie – was sich am Beispiel von streckenweise nahtlos ineinander übergehenden Songs auf dem bislang vielseitigsten Werk der Band zu zeigen beginnt, mehr aber noch in der konzeptuellen Hintergrundgeschichte samt entsprechendem Artwork ausufert, sowie einem folgenden ‚Part 2‚ im kommenden Jahr sowie einem nachgereichten Comicbook. So ausschweifend das Drumherum aber auch sein mag: ‚House of Gold and Bones Part 1‚ kommt beinahe immer schnell auf den Punkt, genau genommen sogar auf viele – denn im Grunde gibt es wenig im hier herunter gebeteten Dunstkreis massenkompatibler harter Musikspielarten, in denen Stone Sour nicht versuchen die Fäuste der entsprechenden Zielgruppen enthusiastisch in den Himmel ragen zu lassen.
Das Unterfangen Konzeptalbum beginnt mit dabei schon mit ‚Gone Sovereign‚ vielversprechend: Stone Sour haben nicht nur fette Riffs und die dazu passenden Posen, sondern offenbar auch die Gitarrensoli auf den letzten beiden Machine Head Alben Klasse gefunden und reichlich Down zugehört, sich außerdem Gedanken darüber gemacht, wie Blastbeats genug Härte transportieren zu können, ohne die Melodien zu verschrecken, denn ‚House of Gold and Bones Part 1‚ will in erster Linie Hits und Hymnen parat stehen haben, eben in allen Schattierungen, aber auch so glattgebügelt und überraschungsarm, dass bereits ‚Absolute Zero‚ allzu euphorische Meinungen revidiert. Das ist stampfender Hartrock mit einer ‚Love is Noise‚ ähnlichen Sample-Krankheit, dazu mit einem kantenlosen Stadionrefrain und vor allem: einer Produktion, die so fett, steril und blutleer ist, dass die theoretisch potenten Songs ohne Reibungspunkte beim Nu Metal-Anhänger bis zum Hardrock-Kuttenträger heftige Begeisterungsstürme auslösen sollten.
Allein schon wegen Ausnahmesänger Corey Taylor, der hier stets im Zentrum der Aufmerksamkeit bleibt. Egal ob ihm mit Gangshouts ausgestatteten Metalwütterich ‚RU486‚, im streichergestützten Stadionrock von ‚Tired‚, dem überbordenden Albumhöhepunkt ‚Influence Of A Drowsy God‚ oder vor allem der pathosgetränkten Akustikballade ‚The Travelers – Part 2‚. Dass er sich dabei in der arg schmalzig daherkommenden Coming of Age-Hintergrundgeschichte in typischen Plattitüden verliert, wird das weitreichende Zielpublikum nicht stören. Stone Sour zeigen sich auf ‚House of Gold and Bones Part 1‚ einmal mehr als zuverlässige Handwerker, die ihr Glück neben Alter Bridge und Konsorten finden, dabei aber nicht soviel an alten Alice in Chains-Platten missverstanden haben, wie das an der Spitze des Alternative-Mainstream-Rock ansonsten gerne der Fall ist. So dürfen in der schwülstig-episch aufgeblasenen Halbballade ‚Taciturn‚ auch gerne einmal die Grenzen zum Kitsch gesprengt werden, auch, weil man dafür während ‚The Travelers – Part 2‚ gleichzeitig an das schwarze Album von Metallica wie frühe Bon Jovi Hits denken darf. Zugänglicher Konsenmetal also wieder, der seinen Zweck pflichtbewusst und weitaus souveräner erfüllt, als das das Gros der artverwandten Chart-Rocker tut.
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