The Thermals – Desperate Ground

von am 8. April 2013 in Album

The Thermals – Desperate Ground

The Thermals rekonstruieren, was das Portlander-Trio zwischen ‘More Parts per Million‘ und ‘The Body, the Blood, the Machine‘ zu einer der packendsten Rockbands des Planeten machte. ‘Desperate Ground‘ ist  wieder knackiger an den Lo-Fi-Anfängen der Band als ‘Now We Can See‘ und ‘Personal Life‘ dran, lässt im Schatten seiner Ideale allerdings das unbedingte Feuer alter Tage auf andere Weise ebenso vermissen wie seine Vorgängeralben.

Mit neuem Label (Saddle Creek) im Rücken ist ‘Desperate Ground‘ der vielerorts herbeigesehnte Schritt zurück für The Thermals geworden: weg von der gemächlicheren, poppigeren Ausrichtung der im Rückblick durchaus reizvollen beiden Vorgängeralben; wieder hin zum nuschelnden, kratzigen Lo-Fi-Rock der ersten drei Studioalben. ‘Desperate Ground‘ will wieder auffällig rotzig und direkt sein, der Gesamtsound poltert unter einen fluffigen Schicht aus einem auf Unterproduktion getrimmten Klangrauschen, welches auf ‘No Culture Icons‘ seinerzeit noch aus der Notwendigkeit geboren wurde.

Nach den immer klarer werdenden The Thermals-Produktionen der letzten Jahre klingt der forcierte “Rückschritt” jedoch keinesfalls aufgesetzt, sondern vielmehr weitestgehend natürlich, so wie ‘Desperate Ground‘ eine gewisse Grundrohheit und Spontanität verströmt. Selbst wenn das fertige Ergebnis unter dem Strich weniger prickelnd ist als sich viele Langzeitfans das während der letzen Jahre herbeigeträumt haben, ist dies doch ein Schlachtplan, der über weite Strecken charmant aufgeht und dem zügig durchspringenden ‘Desperate Ground‘ in seinen besten Momenten durchaus ein mitreißendes Session-Feeling einimpft.

Der Sound stimmt also, der Wille dahinter auch. ‘Born to Kill‘ lässt von Beginn an die Säbel rasseln, gibt sich angriffslustig, beinahe finster und misanthropisch. “I was born to kill/ I was made to slay/ Unafraid to spill blood on the land” eröffnet der gewohnt theatralisch inszenierende Hutch Harris ohne Umschweife, “The urge to fight” ist allgegenwärtig. Später schläft Harris  ausdrücklich mit ‘The Sword By My Side‘ und träumt dabei von den nächsten großen Kriegen der Menschheit. Spielen The Thermals in diesem Umfeld ihre Trümpfe richtig aus, platzt ‘Desperate Ground‘ förmlich aus den Boxen vor Dringlichkeit und einem annähernd ähnlichen energischem Übermut, welcher der Band in den letzten Jahren ein klein wenig abgegangen war.

Desperate Ground‘ sucht so stets den zügig den Zug zur eingängig nach vorne gehenden Melodie und einen wahrhaftig schlechten Song können die Thermals offenbar schlichtweg einfach nicht schreiben. Allerdings eben auch keine ultimativ herausragenden mehr: ‘Our Love Survives‘ ist einer von vielen kleinen charmanten kleinen Ohrwürmern, ‘You Will Be Free‘, ‚The Sunset‚ oder ‘Born to Kill‘  klassische The Thermals-Hits. Richtige Hymnen sparen die Portlander diesmal allerdings aus. Songs wie ‘You Will Find Me‘ rocken “nur” angenehm goutierbar dahin, ohne die Notwendigkeit zu vermitteln das eigene Zimmer zu verwüsten. ‘The Howl Of The Winds‘ stapft markanter als viele seiner kurzweiligen Kollegen von sympathischer Hookline zu gefälligen Schrammelattacken, ‘Faces Stay With Me‘ nistet sich sympathisch in den Gehörgängen ein: schmissige kleine Highlights und nette Bagetellen platzieren sich gleichmäßig auf einer Platte, deren größter Trumpf mitunter ihre Kompaktheit ist.

Unterhaltsam ist das über die gesamte Dauer seiner sportlichen 27 Minuten immer, so packend wie altes Material aber eben nur noch selten bis nie. Man wage nur die Probe auf’s Exempel und lasse das sechste Studioalbum der Band im direkten Vergleich zu ‘Fuckin A‘ antreten: eben dieser unfairen Gegenüberstellung setzt sich ‘Desperate Ground‘ geradezu mutwillig aus, standhalten kann die Platte ihr nicht. Ist aber alleine deswegen nicht gar so schlimm, weil sich letztendlich doch bestätigt, dass den Thermals nichts so gut steht wie impulsiver Rock’n’Roll. Und nach dem Lunte legenden ‘Desperate Ground‘ erscheint es durchaus nicht vermessen anzunehmen, dass Album Nummer 7 die Portlander hiernach genau wieder dorthin katapultieren könnte, wo sie bereits waren: direkt in die verschwitzten Clubs des Rock-Olymp.

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