The Vaccines – Pick​-​Up Full Of Pink Carnations

von am 14. Januar 2024 in Album

The Vaccines – Pick​-​Up Full Of Pink Carnations

Klar, Back in Love City war eine ziemliche Enttäuschung. Aber dass die Vaccines dennoch weiterhin für zuverlässige Indierock-Anachronismen gut sein würden, stellten schon die vier Vorboten von Pick-Up Full of Pink Carnations klar.

Vor allem das tolle Sometimes, I Swear beginnt oszillierend zu perlen wie ein waschechter Tribut an The Walkmen, hält dann aber nicht lange mit seinen klassische-Vaccines’eskem hymnischen Zug zum Ohrwurm-Tor mit Instant-Hook hinter dem Berg: 13 Jahre nach ihrem Debütalbum lassen sich immer noch veritable Hits von den Vaccines erwarten, auch wenn der Level des Openers in weiterer Folge nicht gehalten wird.
Der mit bittersüßem Unterton daherkommende Rock’n’Roll-Verve von Lunar Eclipse ist danach zwar eigentlich nur eine dreiste Strokes-Adaption, doch ebenso überzeugend wie das flotte Heartbreak Kid, dessen Eingängigkeit keine Langzeitwirkung vorgaukelt, mit seinem Drive aber die starke Eingangsphase mit schmissiger Dynamik antreibt, bevor der lockere Singalong Love to Walk Away später gut ins Ohr gehend aus dem weiteren, relativ unspektakulären Verlauf der zweiten Platten-Hälfte hinausragt.

Dennoch ist Pick-Up Full of Pink Carnations das vielleicht konstantest auf einem durchgängigen qualitativen Niveau agierende Album der Briten seit ihrem unerreichbar bleibenden Erstlingswerk – auch, wenn dies bedeutet, dass es diesmal keine Übersongs wie Wetsuit, I Always Knew oder Out on the Street gibt, dafür aber auch keine wirklichen Ausfälle – und schlichtweg eine Sammlung solider Vaccines-Standards, die allesamt souveräne Abbitte für die Tendenzen von Back in Love City gewährleisten.

Das feine Discount De Kooning (Last One Standing) ist zu zügig angelegt, um seine im Sternenschein träumende Roadhouse-Romantik sentimental auszukosten, demonstriert aber mühelos das Händchen der Band für eingängige Melodien entlang der genormten, risikofreien 08/15 Strukturen. Primitive Man wirkt insofern wie der straighteste, einfach gestricktest mögliche Walkmen-Single-Kandidat und Sunkissed wie eine sommerliche Bagatelle für die unbeschwerte Yacht-Pop-Playliste, den MO der Vaccines angenehm lockernd.
Der okaye Füller Another Nightmare, das angenehm subtil funkelnde The Dreamer sowie ein mit seiner optimistische Stimmung überzeugender Closer namens Anonymous in Los Feliz entlassen danach zwar eher mit einer teilnahmslos nebenbei begleitenden Kompetenz, machen per se aber eben auch nichts falsch und helfen dabei, Pick-Up Full of Pink Carnations als sechstes Studioalbum im Mittelfeld der Londoner Gruppe zu positionieren – inklusive Sometimes, I Swear für das hauseigene Best of.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen