Two Gallants – We Are Undone

von am 9. Februar 2015 in Album

Two Gallants – We Are Undone

Nach ‚The Bloom and the Blight‚ domestizieren die beiden Two Gallants ihren Sound noch weiter: aus dem zornigen Duo von einst ist endgültig eine friedliche Version ihrer selbst für versöhnliche Abendstunden geworden.

Bereits auf den Vorgänger- und Quasi-Comebackalbum hatten die beiden Kavaliere Tyson Vogel und Adam Stephens das innerlich aufgewühlte, die epochal wettergegerbten Momente ihrer grollenden Schuld-und-Sühne-Hymnen gegen eine bisher ungekannte, zugänglich den Weg zur unmittelbaren Schmissigkeit suchenden Kompaktheit eingetaucht: Statt sich mitten hinein in den Wirbelsturm zu kämpfen, genoss man das Panorama aus sicherer Entfernung. Eine Entwicklung, die sich auf ‚We Are Undone‚ nun fortsetzt, die Formkurve aber weiter nach unten korrigiert. Weil ‚The Bloom and the Blight‚ im Ganzen dann eben doch die merklich besseren, weil weniger offensichtlich agierenden und bisweilen gar plump anmutenden Songs parat hatte, die Spannungskurven im Albumfluss dynamischer anzog.

Und das, obwohl Album Nummer Fünf sich eingangs durchaus Mühe gibt, den Erwartungshaltungen zuverlässig in die Hände zu spielen: der konsumkritisch rumpelnde Titelsong stellt sich gleich zu Beginn ruppig auf die Hinterbeine, ‚Incidental‚ drückt darauf angenehm motiviert nach vorne, bevor sich das mit stakkatohafter Gitarrenbreitseite groovende ‚Fools Like Us‚  penetrant simpel gestrickt radauschlagend für den Dunstkreis der ‚No One Knows‚-Nachlassverwaltung anmeldet. Das schwerfällig Richtung ‚Icky Thump‚ stapfende Barpianoblues von ‚Invitation To The Funeral‚ schlängelt sich hingegen gar zu beiläufig, ‚Some Trouble‚ will als charmanter Hardrock-Ausbruch nur auf einer äußerst stumpfen Ebene funktionieren.
Two Gallants gehen in einer Gewichtsklasse, die sie blind beherrschen auf Nummer Sicher – und spielen in dieser Stammkunden anwerbende Start-Häfte ihre Trümpfe trotz einer immanenten, uninspiriert aber frisch zu Werke gehenden Vorhersehbarkeit dennoch zwingender aus, als in den folgenden Songs, die gar nicht so undeutlich aufzeigen, dass die Two Gallants auf ‚We Are Undone‚ im Grunde wohl gar keine unbedingte Lust auf schweißtreibende Rockergüsse hatten.

Spaziert die hintere Albumhälfte doch beinahe ausnahmslos (nur der zweite Part von ‚Murder The Season / The Age Nocturne‚ deutet an, energisch aus sich herausbrechen zu wollen – schafft es aber bezeichnenderweise nur dezent hüftsteif) über ein angenehm fließendes, gleichförmig plätscherndes Balladenmaterial, bei dem dem Duo genau genommen zwar nur mit dem abschließenden ‚There’s So Much I Don’t Know‚ tatsächlich die Puste ausgeht, unter die Haut gehenden Momente aber hinter einer kultivierten Gefälligkeit nicht mehr stattfinden. ‚We Are Undone‚ ist hier angenehm zu konsumieren – hängen bleibt nachwirkend allerdings kaum etwas. Durchaus bezeichnend also, dass alleine das flapsig sehnsüchtelnde ‚Katy Kruelly‚ wie ein naives Leichtgewicht gegen den bebenden Klagegesang ‚Crow Jane‚ anmutet.

Two Gallants schreiben ihre Songs immer noch mit dem Können von einst, servieren sie aber längst zu friedselig auf dem Silbertablett, ohne sie gnadenlos durch die Mangel zu nehmen: das Mystische, Erschlagende, Furchteinflößende – es fehlt mittlerweile einfach. Das Gefühl, dass diese Nummern in verzweifelndem Druck angestaut unter den Fingernägeln der zwei Musiker brennen sowieso. Ohne loderndes Feuer – und vor allem: die packenden Melodien – ist die Umbruchdynamik von ‚The Bloom and the Blight‚ damit einer regelrecht giftig anmutenden, lethargisch wirkenden Routine gewichen.
Gut möglich natürlich aber auch, dass Vogel und Stephens ihren neuen Nummern erst im Livegewand wieder den nötigen Arschtritt versetzen (und sei es nur, weil die suboptimal komprimierte Produktion wegfällt), der dieser es sich in ihren Qualitäten schlichtweg zu bequem machenden Studioplatte zu oft fehlt.

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