Various Artists – The Dogs of Hope

„The Dogs of Hope is a powerful new compilation from Iodine Recordings and Tom Bejgrowicz, created to raise critical funds for the Randolph County Animal Shelter in rural Alabama.“
Zusammen mit dem karitativen Umstand und dem Fakt, dass bis auf einen (bisher Japan-exklusiven) Track alle Beiträge der 14 Songs umfassenden Zusammenstellung exklusives und bisher unveröffentlichtes Material darstellen – viele Nummern wurden sogar gezielt für diese Compilation geschrieben – kommt man angesichts der vertretenen Hochkaräter-Bands und Musiker praktisch nicht um The Dogs of Hope herum.
Und obwohl Kurator Bejgrowicz in dem wilden Sammelsurium sogar für einen relativ stimmigen Spannungsbogen gesorgt hat – alleine schon, weil das Abseits des eigentlichen stilistischen Rahmen stattfindende, aber dennoch schlüssig eingesetzte zweiteilige Pigs on the Wing-Cover von Walter Schreifels in ruhiger Melancholie für eine stimmige Klammer um das Ganze bildet – kann man die einzelnen Nummern als nostalgischen Rundumschlag am Puls der Zeit guten Gewissens chronologisch jede für sich stehend abhandeln.
Alex Skolnick gniedelt im Metal funkelnd mit Disruption ein 90 sekündiges Gitarrensolo als Einleitung für Blood Upon the Ashes, in dem Killswitch Engage ihren typischen, zum hymnischen Pathos tendierenden Melodic Metalcore dankenswerterweise überzeugender vom Stapel lassen, als auf This Consequence.
Snapcase treiben ihr Comeback ein Jahr nach dem Refused-Tribut mit Back to Square One grandios weiter – sogar ein bisschen in den Crossover-Thrash schielend – und mit The Seventeen Downtown wüten Jeromes Dream auf Augenhöhe mit dem superben Gray in Between (2023) weiter, den Screamo und Noise Rock abrassiv aufreibend, ihn aber bis zum abrupten Ende auch noch im offenen Galopp atmen lassend. Death Ray Vision zeigen mit dem okayen Only Wolves Remain eine Art gefälligen Rundblick über diverse Cave In-Phasen und Orange 9mm, die seit 2024 mit neuer Rhythmussektion wieder aktive Rap Metal-Band von Chaka Malik, passt den stoischen Titelsong ihres 1999 Drittwerks an den Sound der Compilation an und befreit ein gelungenes Update von den altmodischen Effekten des Originals. Für einen ähnlichen Weg entscheiden sich Deadguy, die im Windschatten ihres fabelhaften Comebacks Near-Death Travel Services ein Remake von Makeshift Atomsmaher anfertigen: Die ziselierte Gitarre dominiert immer noch, dafür fällt aber der rezitierende Dualismus weg, und die Nummer gönnt sich nach einem längeren Anlauf mehr Atmosphäre auf vielschichtigeren Lagen.
Die Veteranen der Platte liefern eben allesamt ab.
Der Reigen der jungen Wilden gibt sich dagegen ambivalenter. Nach der instrumentalen Metalcore-Odysse Phaser von Lybia (die auf postrockige Weise cineastisch, abseits der Ästhetik aber ziellos ist) überzeugen Roman Candle durch How to Be Considered When You’re Not in the Room auf Niveau ihrer 2022er EP Discoubt Fireworks mit mathy Screamo, Bandbreite und Feuer unterm Hintern, derweil Abattoir wie alles von Drought solide ist – ihr von Touché Amoré (mindestens) inspirierter melodischer Hardcore wäre aber auch in den 2010ern nicht ansatzweise aufregend aus der zweiten Reihe herausgekommen.
Enforced fetzen dagegen mit Radiation Sickness einmal mehr so geil bretternd wie zuverlässig thrashend. Und von Taken hat man zwar lange nichts mehr gehört- ihr einziges Studioalbum ist bald ein Vierteljahrhundert her, die letzte EP auch schon sieben Jahre – doch der Post Hardcore von D4 sitzt einfach.
Das hat Symbolcharakter: Nicht alles auf The Dogs of Hope muss begeistern, um rundherum zu überzeugen.
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