Aaron Turner & Jon Mueller – Now That You’ve Found It

von am 22. November 2022 in Album

Aaron Turner & Jon Mueller – Now That You’ve Found It

Sumac(etc.)-Kopf Aaron Turner und Volcano Choir(etc.)-Gründer Jon Mueller machen nach der ersten gemeinsamen EP In the Falls aus dem Vorjahr nun mit Now That You’ve Found It auch auf Albumlänge noch einmal gemeinsame Sache.

Mag das Duo auch abermals auf die freie Improvisation strukturoffener Klangkonstruktionen jenseits konventioneller Kompositionen setzen, liegt der Platte dennoch so etwas wie ein Konzept zugrunde, wie die Linernotes verraten.
The album’s genesis was a dream in which the pair gave a concert in which they hardly played a note. “Yet the energy of the performance was very intense,” Mueller explains, “like something could blow at any moment. I woke up wanting to recreate that, and somehow I think we did.” Recreating it started at Turner’s House of Low Culture studio, reprising their past effort’s collaborations with recording engineer Matt Bayles (Keiji Haino + SUMAC, Mono) and mixing/mastering engineer James Plotkin (Merzbow, Jack Rose). “Once we were in the room recording,” says Mueller, “it all felt much more real, for better or worse. Reality became something to both work from and against.

Aufklärende Worte, die dann aber die subjektive Erfahrung außen vorlassen, dass Gitarrist Turner seit dem Ende von Isis seine Karriere als Experimental-Impro-Avantgardist zwar mit hoher Release-Frequenz, aber auch durchaus ambivalenten Ergebnissen betreibt: viele seiner in diesem Metier veröffentlichten Platten bleiben (trotz einer makranten Steigerung der Qualität mit Fortdauer seiner Ambitionen in diesem Metier) semispannend, einige aber durchwegs interessant – gerade Into this Juvenile Apocalypse our Golden Blood to Pour Let us Never war zuletzt ja sogar ein Highlight seiner Diskografie.
Vor diesem Hintergrund fällt die neuerliche Zusammenarbeit mit Percussionist Mueller zwischen die Extreme: Now That You’ve Found It ist eine solide Genre-Platte, die vor allem hinten raus (ausgerechnet, wenn die Platte konventioneller gehalten ist und individuelle Charakteristiken zurücklässt) einige tolle Momente parat hält, aber eben (zwangsläufig) auch ein wenig Leerlauf.

The Yellow Path lässt gefühlte Kuh-Glocken über einen frequenzverschoben fiependem Motor mit unentschlossenem Feedback bimmeln, rezitiert aus anderen Sphären durch modulierten Verstärker chantend, und auch An Underestimated Climb poltert in weiter Entfernung den imaginativen Almabtrieb ritualistisch als bessesene Ari Aster-Inszenierung abklopfend, bevor das Duo so dämonisch wie Anstalten glimmernd seine fragmentarischen Stückwerke aus Drums und Rückkoppelungen fast choral schimmern lässt.
Piteous Cur ist dazwischen ein okkulter, mystischer Drone und unbehaglicher Suspense-Score, dessen Ahnung von Percussion und Gitarren verpufft. Wirklich ergiebig (und synergetisch wachsend) wird das Ambiente deswegen auch erst spät, wenn Lokum am Abgrund subversiv brutzelnd die bedrohlich dichte Klangwelt andeutet, und Hatched darauf aufbaut, wenn eine immer knapp innerhalb der greifbaren Wahrnehmung schwebende Grundpräsenz wie ein Nebel über den Dingen liegt, dem Stück ein ganzheitliches Gefühl gibt – und die Homogenität letztendlich auch dem Gesamtwerk, wenn schon keinen roten Faden, dann zumindest ein loses Narrativ ohne Plot verleiht. Hier nun erzeugt Now That You’ve Found It die Tiefe, damit die Collagen vor dem inneren Auge zu mehr als einzelnen, willkürlichen Tönen verschwimmen, eine schamanenhafte Seance fiebrig pocht und raschelt. Spät aber doch ist es doch noch ein empfundenes Muß, sich auf die vagen Ideen der beiden Musiker einzulassen.

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