Ad Nauseam [18.02.2023: Bunker, Graz]

von am 20. Februar 2023 in Featured, Reviews

Ad Nauseam [18.02.2023: Bunker, Graz]

Höchster Avantgarde Tech Death Metal-Besuch aus Italien: die aktuellen Genre-Könige Ad Nauseam treten im Rahmen der When in Sodom-Jubiläumsausgabe im Bunker des Wakuum auf.

Obgleich das Line Up des zehnjährigen Geburtstag feiernden In House-Festivals an zwei Tagen viele tolle Bands aneinanderreiht (und gerade der Rahmen um Ad Nauseam mit den wirklich bestechendem Nekrodeus, den brutalen Kloppern Erebos und den leider erst nach Mitternacht startenden Demiurgon imposant aufzeigt!) sei an dieser Stelle (primär aus einem den ins Detail gehenden Konzertabend-Bericht verwehrenden Zeitmangels wegen) der Fokus alleine auf die Band aus Schio gerichtet.
Eine Ausnahmestellung, die durchaus verdient ist: Immerhin hat das Ausnahme-Quartett nach dem genialen Debüt Nihil Quam Vacuitas Ordinatum Est mit dem Instant-Meisterwerk Imperative Imperceptible Impulse nicht nur das hiesige Album des Jahres 2021 geliefert.

Ad Nauseam 1

Gerade mit der euphorischen Fanbrille ist es allerdings schlichtweg irritierend, vor welch einer wirklich enttäuschend überschaubaren Menge Ad Nauseam als vorletzter Act auftreten – zumal der Bunker zuvor bei Nekrodeus wirklich gut gefüllt war und auch Erebos zahlreiches Publikum versammelten.
Wohin dieses vor 23.00 Uhr verschwand, anstatt sich die beiden hochkarätigen italienischen Gäste (zur womöglich einfach zu späten Stunde?) anzusehen, bleibt offen – und dass im potentiellen Einzugsgebiet der beiden Bands auch nur wenige Fans etwas rechtzeitig von den Auftritten mitbekommen haben könnten, darüber hinausgehend reine Mutmaßung.

Ad Nauseam 2

Auch Ad Nauseam selbst hätten mit mehr Besuchern gerechnet, wie Gitarrist und Sänger Andrea Petucco nach der knapp 50 minütigen Show zugeben wird, während er den Auftritt seiner sich als ziemlich sympathische und zugängliche Zeitgenossen entpuppenden Band tatsächlich als einen der schlechtesten in deren Historie deklariert: gravierende Soundprobleme (von denen man als Zuhörer aber nur durch ein paar seltene Feedback-Ahnungen etwas mitbekommt, je nach Standort in der Location auch durch die etwas zu leise geratenen Vocals) hätten etwa die Gitarrenspuren auf der Bühne nahezu unhörbar gemacht, weswegen die Band über weite Strecken offenbar mitunter nach Gefühl improvisierte.

Ad Nauseam 3

Ein Umstand, der den Sound-Perfektionisten weh getan haben muss – der subjektiv aber eine ganz fabelhafte Perspektive auf die labyrinthischen Kompositionen und ihre konventionelle Harmonie-Gewohnheiten attackierenden Songs von Ad Nauseam freigibt: gefühlt ist das Spektakel der durch psychedelische Ambient-Klang-Ausflüge verbundenen Nummern der nicht ganz chronologisch gespielten aktuellen Platte intuitiver und jazziger angelegt, präzise wie Sau und doch freigeistiger, intuitiver eben, während vom eröffnenden Oberton-Chant von Inexorably Ousted Sente weg auch der mystischen, schamanenhaften Seite des im ausnahmslos roten Dämmerlicht stehenden Quartetts eine latent präsentere Facette darstellt.
Show gibt es dabei keine, ein paar Verbeugungen zwischen dem Nummern und ein finaler Dank, bevor Human Interface to No God (ebenso endlos wie viel zu kurz) in den Noir Jazz gestreichelt und gepustet wird, sind alles an Interaktion. Doch das passt: die Musik spricht ohne Ablenkungen alleine für sich, ist auch ohne Zugabe mit perfektem Spannungsbogen versehen (obwohl Material von Nihil Quam Vacuitas Ordinatum Est gerne wieder prominenter in der Setlist auftauchen dürfte!) und eine unglaublich befriedigende Erfahrung, die zudem – und und das ist vielleicht die überraschendste Erkenntnis des Abends! – live einfach verdammt viel Spaß macht. Wenn das also an diesem lauen Februarabend einer der schwächsten Auftritte der Ad Nauseam-Geschichte gewesen sein soll….
Dass die Band mit einer Tour ab dem kommenden Juni herum spekuliert, ist insofern jedenfalls ein bereits jetzt euphorisch stimmender Ausblick – dann hoffentlich aber auch vor einer angemessenen Menge an Publikum.

Ad Nauseam 4

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