Big Thief – Vampire Empire / Born For Loving You
Da klauen Big Thief doch ihrem derzeit eigentlich wieder seine Solo-Karriere forcierenden Gitarristen Buck Meek mittels des famosen Single-Doppels aus Vampire Empire und Born For Loving You kurzerhand das Spotlight!
Zur Ehrenrettung sei aber gleich vorweggeschickt, dass Big Thief dies mit einem ihrer bisher eventuell größten Hits als Zugpferd und der Agenda über die „beautiful complexity of gender identity and breaking destructive internal cycles“ sprechend zu tun, wozu Adrianne Lenker ergänzt: „For me, it’s about getting out of toxic internal patterns – leaving the empire of energy drains that obscure pure essence, learning about what healthy boundaries are, and finding the power to implement them for the possibility of giving and receiving (both inwardly and outwardly) unbroken and infinite Love.”
Vampire Empire (das so rund um eine Wogen schlagende Performance in der Late Show with Stephen Colbert zahlreiche Variationen durchlaufen hat, bevor es von Produzent Dom Monks „at Guissona, Spain’s Teatre de cal Eril Studio“ aufgenommen wurde) rumpelt jedenfalls polternd mit intrinsischser Spannungen über einen stoischen Beat samt metallischer Percussion und latenter Flower Power-Harmonie, hat im Stacksen eine hungrige Dringlichkeit. Lenker kippt ihre Stimme immer wieder über die Falsett-Kante und schrammt am Ende gar am verzweifelt aufgerauhten Schreien vorbei, derweil die Band instrumental im Refrain auf verszärler und scheppert: eine dynamische Achterbahnfahrt der Gefühle in Form eines Indie-Hits mit zu abrupten Ende.
Born for Loving You übernimmt danach allerdings ohne wirkliche Bruchstelle geschmeidig, löst generell den Druck mit einer betont entspannt und luftig daherkommenden Folk-Ästhetik, pflegt eine sanfte Rhythmik als verträumtes Schwelgen im relaxten Vorwärtsdrang, verliebt und simpel, mit einer durchaus überraschenden Direktheit in den Texten: „From the first kiss to the first fuck/ I don’t think it’s just good luck/ Take me to the back of your pick-up truck/ Show me a thing or two/ ‚Cause I was born for loving you/ That’s just something I was made to do/ Doesn’t matter what dreams come true/ I was born for loving you“.
Das bis zum Fade Out jedes Element der Single, vom Soundbild über die Stimmen und die Instrumentierung der Inszenierung, so eigenwillig wie anziehend gestaltet ist, trägt zusätzlich dazu bei, dass die wohl beste Indie-Band der letzten Jahre ihren makellosen Lauf durch Vampire Empire und Born For Loving You fortsetzt.
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