Bleed – Bleed

Das überdeutliche Deftones-Worshipping von Fleshwater lässt sich nicht weiter auf die Spitze treiben? Nun, da haben Bleed mit ihrem (überraschenderweise bei 20 Buck Spin veröffentlichten,) selbstbetitelten Debütalbum definitiv noch ein Wörtchen mitzureden!
Es ist schon erstaunlich: Obwohl das aus Dallas stammende Quintett – Ryan Hughes (guitar/vocals), Noah Boyce (guitar), Rubio N. (guitar/programming), Adam Ackerman (bass) und Carson Wilcox (drums) – mit Bleed praktisch exakt dort weitermacht, wo es 2021 mit der EP Somebody’s Closer in einem zutiefst trendbewussten Retro-Schub zum Alternative Metal der späten 90er und früher 00er, voller Nu-Riffs und -Grooves, so nostalgisch Lust auf Mehr machte, und sich die Assoziationen im Verlauf der zweckdienlich kompakt gehaltenen 36 Minuten Spielzeit des Langspielers jenseits von S.C.I.E.N.C.E auch von scratchenden Linkin Park bald subtil gen Narrow Head (und vielleicht sogar ansatzweise Hum) verschieben, stellt sich anhand dieses Erstlingswerks ein erstaunlich konkret erschöpfendes Gefühl der Gleichförmigkeit ein.
Denn wo das EP-Format der Band dosistechnisch ohnedies schmeichelnder entgegenkam, und auch das Songwriting vor bald vier Jahren auch merklich individueller, spannender und dynamischer veranlagt war, während die Inszenierung mehr Charakter zeigte (für den Punkt darf man auch Killing Time mit Killing Time vergleichen), differenzieren sich die einzelnen Nummern auf Bleed leider kaum auseinander. In der dicht texturierten, mit elektronischen Elementen und einer immanenten, alleine vom Artwork vorweggenommenen Shoegaze-Sehnsucht angereicherten Melange gleichen sich die einzelnen Stücke in ihrer zutiefst homogenen Ästhetik und stilistischen Geschlossenheit praktisch von vorne bis hinten deckungsgleich.
Wo man in Songs wie das besagte Killing Time, Take it Out oder Marathon die kathartischer schreiende Elemente zu dezent in den wie aus einem Guss durchlaufenden Fluss eingebunden hat, stechen nur zwei Nummern aus der die frühen Deftones kopierenden bzw. Fleshwaters sphärischen Gesang adaptierenden Formel heraus.
Enjoy You Stay, in dem Olli Appleyard (von Static Dress) die Norm endlich aggressiv aufbricht und Shallow, das an Take a Picture erinnert, mit tropikaler Entspannung den Sound durch mehr Raum und Atemluft ausdünnend (obwohl die Vocals weiterhin ihr übliches Programm abspulen).
Mit diesen Szenen gönnen Bleed der ermüdeten Aufmerksamkeit erst spät im Verlauf ein paar frische Impulse, ohne ihren Baukasten dafür wirklich aus der Komfortzone zu reizen.
Trotz solcher Schönheitsfehler funktioniert der gefühlte Zitate-Reigen Bleed nach einer ersten Übersättigung im Auftreten und der subjektiven Enttäuschung über die schwächelnden Hooks und kaum variablen Melodien nebst der etwas zu vollen, glatten Produktion jedoch von Mal zu Mal besser, gefällt mit seiner Stimmung und Vertrautheit – zumindest, wenn man sich stilistisch ohnedies nur zu gerne in die von der Band nachgebaute Vergangenheit mitnehmen lässt, um dort in einer melancholischen Grandezza zu baden. Und irgendwie sogar nicht nur, wenn gerade keine Platten der abgepausten Vorbilder bei der Hand sind.
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