BNQT – Volume 1

von am 28. April 2017 in Album

BNQT – Volume 1

Eric Pulido hat nahmhafte Gäste zum Banquet Volume 1 eingeladen: Ben Bridwell (Band of Horses), Jason Lytle (Grandaddy), Fran Healy (Travis) und Alex Kapranos (Franz Ferdinand) singen jeweils zwei Songs auf dem Debütalbum von BNQT, das der Midlake-Vorstand von seiner versierten Band hat einspielen lassen. Das Ergebnis des arrivierten Indie-Pop/Rock-Zusammenschlusses klingt dann (im positiven wie negativen) auch genau so, wie man es sich erwarten darf – bleibt aber insgesamt hinter den Erwartungen zurück.

Die Traveling Wilburys-Anleihe im Titel führt dann doch auf eine falsche Fährte. Den Eindruck, es hier mit einer klassischen Supergroup zu tun zu haben, evoziert Volume 1 nämlich nur selten: Fein säuberlich arbeiten die geladenen Szene-Größen schließlich jeder für sich selbst in ihren jeweiligen Songs, wodurch BNQT vorerst noch das Flair einer reinen Session-Vereinigung mit digitalem Ideenaustausch weckt. Ganz so also, als hätten Bridwell, Lytle, Healy, Kapranos und Pulido Kompositionen in das Projekt mitgebracht, die bei ihren Stammbands vorerst liegen blieben, und die nun in die fähigen Hände von Midlake gebettet wurden. Volume 1 klingt also eher danach, als hätten die ehemaligen Folker aus Denton nach dem tollen Antiphon Lust darauf bekommen, ihren progressiv verwuschenen Indie mit wechselnden Gästen am Steuer über im milden Sonnenschein liegende Küstenstraßen der 1970er zu lenken: Mal entspannt mit verträumten Augen dösend, dann wieder mit viel Soul und Schwung schwelgend; hier psychedelisch ausfransend und dort mit großen Arrangements flirtend – und stets absolut harmonisch, detailreich, softrockend und enorm catchy.

Pulido hat dafür hinter der homogenisierenden Herangehensweise seiner Band den an Tame Impala erinnernden, halluzinierenden Glam-Stomper Restart sowie den beatlesk schunkelnden Flowerpower-Pop Real Love (in dem das Konzept BNQT vielleicht am schlüssigsten, weil synergetischsten aufgeht) geschrieben. Bridwell serviert dagegen mit flapsigen Klavier und optimistischen Bläsern das 60s-affine Unlikely Force, sowie das gemeinschaftlich feiernde Tara. 100 Million Miles gönnt sich noch offensichtlicher ein typisches Midlake-Märchenwald-Intro, doch schnell dirigiert Lytle den Song zum einem zauberhaften Grandaddy-Schwelger mit fast schon kitschig schönen Streichern, der es genauso entspannt versteht nach vorne zu tapsen, wie sich in schnulzige Retro-Soli zu legen – das unaufgeregt dahinlaufende Failing At Feeling reminisziert dagegen #9 Dream, verlässt sich in seinen wohligen Fluss aber zu sehr auf seine eleganten Arrangements und absolut betörend einlullende Atmosphäre.

Mind of a Man positioniert sich sozialkritisch, ist jedoch letztendlich vor allem eine beinahe klassische Travis-Herzigkeit, so liebenswert und sanft. Die Nummer macht zudem schön auf, doch zeigt sich spätestens hier auch, dass sich die Songs des Albums generell zu sehr an ihre unschuldige Eingängigkeit ketten und strukturell lieber eine Refrainwiederholung zu viel, als zuwenig einsetzen. Da kann Healy im angenehm optimistisch, gefühlvoll inszeniert und stilvoll ausgelassen daherkommenden LA on My Mind noch so sehr eine aufkochende Ekstase vortäuschen, BNQT bleiben brav. Überzeugender gelingt das Spiel mit der Atmosphäre deswegen auch Kapranos, egal ob in einem geschmeidig groovenden Lavalampenrocker im Vintage-Look (Hey Banana) oder der wunderbaren Klavierballade Fighting the World, die Volume 1 bescheiden und elegant einen Abschluß besorgt, der alleine schon von der grundsätzlichen Klasse zeugt, die angesichts der hier beteiligten Musiker allgegenwärtig ist.

Wo die Karrieren von Travis, Band of Horses, Franz Ferdinand und Grandaddy aus kreativer Hinsicht bereits bessere Tage erlebt haben, bescheren Midlake und Pulido ihren Allstar-Kumpels also durchaus erfrischende Momente, machen kurzweilig Lust auf mehr – und dennoch entlässt Volume 1 etwas ernüchternd.
Zwar entpuppt sich jeder der unkomplizierten, wenig fordernden zehn Songs als anstandslos ins Ohr gehender Schmeichler und potentieller Mixtape-Hit, jedoch schwimmen nachhaltige Eindrücke alsbald davon und können kaum über die 43 Minuten Spielzeit der Platte hinaus fesseln. Wo BNQT nebenbei gehört ihre Stärken rund um zahlreiche unverfängliche Hooks und Melodien treiben lassen, bleibt aktiv konsumiert ein zu gefällig ausgerichteter Beigeschmack, der Volume 1 ein nicht unbedingt langweilendes, aber doch beliebiges Auftreten anhängt. Gefühltermaßen macht es das flüchtige Debüt zu einem ersten, rundum netten Herantasten an das eigentlich vorhandene Potential dieses so liebenswerten auftretenden Konglomerats, das schon an den Nachfolger denkt: „They are already exchanging ideas for ‘Volume 2.’“ Ob Volume 1 sich bis dahin auf Rotation halten können wird, muss bezweifelt werden – entspannte Augenblicke des kommenden Sommers wird es allerdings definitiv versüßen.

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