Brian Wilson – At My Piano

von am 24. November 2021 in Album

Brian Wilson – At My Piano

Überraschungsarm, risikofrei – und mit Fanbrille betrachtet wirklich nett anzuhören: At My Piano bietet 15 Hits und Evergreens der Beach Boys-Pop-Ikone Brian Wilson auf reduzierte, unaufgeregte Weise aus den Tasten fließend aufbereitet.

Wie am Cover (auf dem Wilson beinahe schockierend lebensfern in die Leere lächelt) sachlich versprochen, bieten die (langen, aber ohnedies kaum aktiv zu konsumierenden) 48 rein instrumentalen Minuten der Platte „His Classical Hits Reimagined for Solo Piano“ und sind damit per se ein sicherer Verkaufsgarant, werfen (trotz entsprechender Bekundungen) aber auch unzerstreubare Zweifel darüber auf, ob das da auch wirklich Wilson ist, den man hier so weich und geschmeidig, gedämpft und melodisch, weich und gleitend gleitend spielen hört: Für jeden, der Wilsons hart angeschlagene Instagram-Videos der jüngeren Vergangenheit gesehen hat, dürfte es jedenfalls schwer zu glauben sein, dass man es hier mit dem 79 jährigen zu tun hat – und gemessen an seinen Liveauftritten eigentlich unmöglich.

Spekulationen darüber außen vor, was hier nun mit Studio-Magie und was gleich von vornherein mit fremden Händen bewerkstelligt wurde, ist At My Piano eine angenehme, unaufdringliche Angelegenheit geworden. Eine gute Auswahl an Songs zeigt einen feinen Fluss, die zurückgenommene Reduktion auf das Piano rückt die simple Schönheit und zeitlose Klassik der Kompositionen mit viel Anmut und Grandezza in den fast intimen Fokus – gerade ein Sketches of Smile oder Friends strahlen da abseits der obligatorischen Juwelen God Only Knows oder Good Vibrations und neben entschleunigten Surfer-Ohrwürmern der Marke California Girls mit Manierismen, die an Erik Satie denken lassen.
At My Piano ist damit eine (hier mit kaum objektiver Fanbrille bewertete,) angenehme, wenig Aufwand verlangende Lounge-Muzak-Darbietung und Easy Listening-Egalität, eine gefällige Hintergrund-Begleitung für nostalgische Aufzüge, Restaurant-Abende oder gediegene Hausarbeiten. Gepflegte Musik, die niemandem wehtut – ganz ungeachtet dessen, wer hier nun wirklich am spielen ist.

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