Heavy Rotation
Seit Archie Samuel Marshall vor zwei Jahren rechtzeitig zu den London-Riots erstmals als King Krule für Furore in der breiteren Öffentlichkeit sorgte und gleich zum Sprachrohr seiner Generation hochgejubelt wurde ist viel passiert. Rechtzeitig zu seinem 19. Geburtstag markiert das musikalische Wunderkind der britischen Inseln seinen kreativen Prozess dann auch endlich und eklatant mit seinem heiß erwarteten Debütalbum. Um es vorwegzunehmen: darauf wird Marshall den überschwänglichen Vorschusslorbeeren nahezu spielend gerecht.
'Immunity' ist eine 60 minütige Wanderung durch die Nacht in den Sonnenaufgang; ein rauschhaftes Flechtwerk aus progressiven Techno-Extasen und ätherisch treibenden Ambientlandschaften - in den besten Momenten ein schlichtweg magische Reise.
Alex Zhang Hungtai hat den Lost Highway verlassen der ihn auf 'Badlands' so erfolgreich auf heimgesuchte Nostalgie-Strände und verlassene Surf-Buchten geführt hat und driftet mit dem Doppelschlag 'Drifters / Love Is The Devil' lieber vollends in sein eigenes Universum ab.
Bosnian Rainbows ist nicht nur das Projekt, für das Omar Rodriguez-Lòpez The Mars Volta beerdigt hat: es ist die Band, die das Solo-Schaffen des Ausnahmegitarristen erdet und dem manisch getriebenen Diktator dabei das Prinzip einer künstlerischen Gemeinschaft anhand elf wunderbar unkonventionell-eingängiger Rocksongs im psychedelischen Wave-Gewand erklärt.
Was hat das Montrealer Projekt Majical Cloudz mit Perfumed Genius, INXS, Doldrums, Liars und Twin Peaks-Bösewicht Windom Earle gemeinsam? 'Impersonator' gibt als berührendes Electro-Pop-Album darauf Antworten, lässt aber andere Dinge offen im Raum stehen.
'Kveikur' beginnt mit 'Brennisteinn', dieser himmelschreiend schönen Metal-Walze aus treibenden Schlagzeug und malenden Bassläufen - und endet mit 'Var', einem elegischen Meer aus Pianoklängen und Wehmut. Zwischen eben diesen Polen erfindet sich die isländische Ausnahmeerscheinung Sigur Ròs für ihr siebentes Studioalbum dann auch tatsächlich ein ganzes Stück weit als Rockband neu.
Nach James Blake lichtet auch das zweite große britische (Post-)Dubstep Flagschiff von 2010 die Anker: 'Cold Spring Fault Less Youth' bringt Mount Kimbie weg von den digitalen Laptopmusik und hin zum Proberaum und gesteigerten Eingängigkeit.
4 Songs in 38 Minuten genügten Deafheaven 2011, um sich aus dem Stand als Hoffnungsträger des Black Metal zu positionieren. Zwei Jahre später sind die Amerikaner längst über die Spitze des Genres hinausgeschossen - und Black Metal nur noch der Ausgangspunkt für eine musikalische Tour de Force Richtung Postrock.
Matt Berninger sagt über die Songs von 'Trouble Will Find Me' sie seinen "intuitiver und direkter" als jene der bisherigen fünf Studioalben. Wo er mit erstem Punkt durchaus recht haben mag, irrt er sich im zweiten doch weitestgehend: ätherischer, verhaltener und ausformulierter haben sich The National noch nie der Vervollständigung ihres wehmütig-romantischen Wohlklang-Rock angenähert.
Rechtzeitig zum gemeinsamen UK-Tourauftakt veröffentlichen die Neo-Doomtitanen Conan aus Liverpool mit den apokalyptischen Reitern von Bongripper aus Chicago eine Split 12“ auf Holy Roar Records, die angesichts der immensen Erwartungshaltungen, die vom bisher makellosen Output der Parteien rühren, durchaus mit Spannung erwartet werden durfte.