Mount Kimbie – Cold Spring Fault Less Youth

von am 2. Juni 2013 in Album, Heavy Rotation

Mount Kimbie – Cold Spring Fault Less Youth

Nach James Blake lichtet auch das zweite große britische (Post-)Dubstep Flagschiff von 2010 die Anker: ‚Cold Spring Fault Less Youth‘ bringt Mount Kimbie weg von den digitalen Laptopmusik und hin zum Proberaum und gesteigerten Eingängigkeit.

Wo James Blake sich auf ‚Overgrown‚ vor allem darauf konzentrierte die Ansätze seines meisterlichen Debütalbums zu vertiefen, wagen seine Kumpanen Kai Campos und Dom Maker aus der selben Pionierlage heraus hingegen gleich den Umbruch: ‚Crooks & Lovers‚-Puristen werden in Mount Kimbie 2013 sogar eine beinahe vollkommen andere Band entdecken, als noch vor gut drei Jahren – selbst wenn unterschwellig rollende Rhythmen, schlürfende Bauklotz-Beats und sphärische Keyboard/Sequencer-Soundscpapes (ebenso wie die hinten raus eher nach Tracksammlung denn als Albumwerk wirkende Patchwork-Genialität) immer noch darauf verweisen, wo Mount Kimbie ihren Ursprung haben. Wobei ein wichtiges Stichwort bereits gefallen ist: ‚Cold Spring Fault Less Youth‚ lenkt die Sicht weiter ab von den beiden Knöpfchendrehern Campos und Maker und gibt den Blick auf eine tatsächliche Band frei – wenn auch ein Gefüge in Minimalbesetzung.

Mount Kimbie klingen im zweiten Anlauf organischer und weniger digital als bisher, reale Instrumente stehen phasenweise gleichberechtigt neben den melancholisch fliessenden Arbeiten aus der Steckdose. Mindestens ebenso wichtig für der Neuerfinding des Duos: die beiden jungen Produzenten benutzen auf ‚Cold Spring Fault Less Youth‚ ihre Stimmen nicht immer, aber immer öfter: Loops und Samples gehören der Vergangenheit an. Bereits das wunderbar soulig verschlafene ‚Home Recording‚ hat nicht nur verträumt klackernde Watte-Beats, nachdenkliche Gitarren und sogar ein paar Bläser eingebaut, sondern vor allem einen Gesang, der dezent Richtung Pop drängt, zwischen Jamie Woon und Andy Stott, als Brücke von James Blake zu Four Tet, hin zu Vondelpark und The XX. Auch die beiden Kooperationen mit dem 19 jährigen Hot List-Wunderkind King Krule schlängeln sich entspannt in die neue Eingängigkeit: ‚You Took Your Time‚ relaxt so traurig wie angriffslustig über nervösen Grime-Hi-Hat-Beats; ‚Meter Pale, Tone‚ kämpft sich beinahe reaggae-lastig durch einen polyrhythmischen Dschungel der die Frage offen lässt, wo hier die Instrumente anfangen und die Schaltkreise aufhören.

Mehr noch als auf den überragenden Ideengarten ‚Crooks & Lovers‚ haben Mount Kimbie diesmal eben auch klarer strukturierte Nummern abgeliefert, die sich über weite Strecken sogar mehr oder minder als Songs per se deklarieren. Egal, ob das erst nur ein schillernder Ambientklangraum ist und erst spät die Abzweigung zum unwiderstehlichen Groove nimmt (‚Break Well‚), sich geradezu krautig der repetitiv pochenden Sturheit im Karton hingibt (‚Blood and Form‚), im jazzige Lounge-Modus die kickende Bassline hofiert wird (‚So Many Times, So Many Ways‚) oder ‚Lie Near‚ verschleppt über sein DJ Shadow-Land rattert.
So grandios Mount Kimbie die Bürde von ‚Crooks & Lovers‚ dabei immer nehmen – vor allem aber in der ersten Albumhälfte – , so darf man von ‚Cold Spring Fault Less Youth‚ doch auch ein klein wenig enttäuscht sein. Schuld daran sind Mount Kimbie selbst: wenn man einen derartig blitzsauber warmlaufenden Electro-Hit wie ‚Made to Stray‚ vorab raushaut (der von seinem Minimal-Beginn bis zum Hot Chip würdigen, furioses Finale niemanden von der Tanzfläche aussperrt), dann wird eben damit gerechnet, dass die Impulsgeber in aller Sanftheit auch ein zweites musikalisches Erdbeben lostreten würden. Das passiert auf ‚Cold Spring Fault Less Youth‚ letztendlich nicht – dass Mount Kimbie ihrem formvollendeten Genregemisch wahre Emotionen beibringen, ist aber wahrscheinlich  ohnedies die noch viel schönere Geschichte.

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