Colter Wall – Cypress Hills and the Big Country

von am 22. September 2022 in Single

Colter Wall – Cypress Hills and the Big Country

Colter Wall veröffentlicht (zumindest vorerst nur digital) zwei neue Stücke als Single: Zum einen das Original Cypress Hills and the Big Country, zum anderen das von Waylon Jennings bekannt gemachte Cowboy Jack Clement-Cover Let’s All Help The Cowboys (Sing The Blues).

Beiden gemein ist zum einen eine instrumentale Reduktion, die vordergründig wenig mehr braucht, als eine warme, melancholische Gitarre, sowie  zum anderen eine stimmliche Ausgewogenheit, die Wall mit der weicheren Gangart von Song of the Plains und Western Swing & Waltzes and Other Punchy Songs auf eine gesunde, weniger forcierte Weise zur rohen Intonation des selbstbetitelten Debüts zurückzuführen scheint.

Cypress Hills and the Big Country agiert jedenfalls entspannt unaufgeregt und beschwingt davonlaufend, zeigt einen Sprechsang mit unverwechselbarem Timbre, der in seiner Haltung an Cash erinnert, nostalgische Wehmut andeutet, aber als Sinnieren über Colters „homeland and working relationship with that land“ vor allem eine unbedingte, archaische Authentizität an den Tag legt, die so ungefiltert wirklich nur wenige Kollegen transkribieren: „You can sweat and cuss and wonder why/ They say our west has died/ When the folks around the Cypress Hills/ Still drag calves to the fire.
Dass Wall hier Unterstützung von Patrick Lyons erfährt, fällt beinahe nicht auf, ist aber in Let’s All Help The Cowboys (Sing The Blues) deutlicher bemerken, wo das Mitglied seiner Backingband, den Scary Prairie Boys, zurückhaltend an Dobro und Mandoline begleitet, derweil Jake Groves zur Harmonika greift, ohne das reduzierte Klangbild dabei von seinem sparsamen Wesen zu lösen.

Darüber hinaus macht Wall sich das interpretierte Fremdmaterial als etabliert grandioser Cover-Meister zu eigen, spielt den Song genau an der Weggabelung, die vom kontemporärem Mainstream weg und zu einem zeitlosen Klassiker führt, den der 27 jährige Traditionalist ohne Spektakel schippernd zelebriert. Dass sein Ausnahme-Organ zudem so inbrünstig aufbäumenden kehlig zu bellen ansetzt, wie seit seinem Debüt nicht, ohne dabei aber in letzter Konsequenz über die (damalige) Schmerzgrenze zu gehen (ist subjektib schade – aber wohl gut für seine Gesandheit und) zeigt überdeutlich, dass die alte Western-Seele Wall mittlerweile eine Ausgewogenheit gefunden hat, deren Weg an jedem Gimmick vorbei einmal mehr etwas majestätisches mit Klassiker-Anspruch hat.


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