Dexys – Let The Record Show: Dexys Do Irish And Country Soul

von am 16. Juni 2016 in Album, Sonstiges

Dexys – Let The Record Show: Dexys Do Irish And Country Soul

Soll einer den zeitlosen Stilfuchs Kevin Rowland verstehend: Nach dem gefeierten Comeback mittels des tollen One Day I’m Going to Soar lässt er seine Dexys (Mindnight Runners) auf Let The Record Show: Dexys Do Irish And Country Soul nun folgerichtig ein gut gemeintes, aber kaum notwendige Coveralbum einspielen.

Für die Band aus England und ihren Anführer macht es dabei nach dem nun irgendwo zwischen wehmütigen 80er-Fernsehgarten-Summen samt Lindenstraße-Mundharmonika schunkelnden Opener Woman of Ireland keinen Unterschied, ob man sich nun alten Traditionals oder Songs der Bee Gees (das etwas zu lang ausgelaugte To Love Somebody), Johnny Cash (40 Shades of Green legt sich gemütlich ins Zeug), Joni Mitchell (das beschwingte Both Sides Now) und Dianne Warren/LeAnn Rimes (das inbrünstig geschmetterte How Do I Live) annnimmt: Dexys impfen Ihnen allen einen herrlich federleichten Blue Eyed/Northern Soul-Spirit mit lässig in die Blues/Pub-Bar groovenden Rock’n’Roll ein, den sonst nur Van Morrison so geschmeidig makellos beherrscht; lassen elegante Streicher und Bläser um die gut aufgelegte Rhythmussektion im Zentrum turnen, die wie alles hier dem enthusiastischen, unbeschwert croonenden und leidenschaftlich phrasierenden, hemmungslos gleitenden Rowland folgen. Hadern wie der fast schon albern gegröhlte, unsterbliche Smoke Gets in Your Eyes stehen dann wie selbstverständlich neben zutiefst romantischen Ausflügen ala Curragh Of Kildare und dem mühelos, munter und unangestrengt-versiert gen Disco tänzelnden Grazing In The Grass: Dexys verneigen sich mit viel Klasse.

Dennoch bleibt Let The Record Show: Dexys Do Irish And Country Soul ein zweischneidiges Schwert. In den besten Momenten unterstreichen die Interpretationen die Ausnahmestellungen der Dexys, in den weniger gelungenen klingen die 12 Songs nach einer feuchtfröhlichen Machtdemonstrationen in der eigenen Wohlfühlzone, jedoch nicht weit entfernt von der fundierten Hochzeitsband. Freilich: Wirklich schlecht ist die gefühlvolle Beschäftigungstherapie Let The Record Show niemals, aber kaum essentiell – der Erkenntniszuwachs ein geringer.
Bei der Suche nach einer Existenzberechtigung dieses netten, aber letztendlich nur sehr bedingt notwendigen Intermezzos stößt man dann auch folgerichtig auf zahlreiche Hinweise die belegen, dass abseits des Unterhaltungswertes für unersättliche Hardcorefans vor allem Dexys selbst sich hier einen tatsächlich lange gehegten Wunsch erfüllt und die Platte primär für sich aufgenommen haben. „We had the idea to do this album in 1984 or 1985,” erklärt Rowland. “It was to be called Irish and was to feature songs like ‘Carrickfergus’. ‘Curragh of Kildare’ and ‘Women Of Ireland’ – all of which are featured here. Dexys broke up not too long afterwards, so it didn’t happen”. Und weiter: „The album was always at the back of my mind.(…)The album is called ‘Dexys DO Irish and Country Soul’: DO it, not BECOME it. We’re not trying to be Irish, and we haven’t used too many Celtic instruments on there. It’s our sound.“ Alles klar! Die Herzensangelegenheit hat man damit dann entlang leidlich spannender Inszenierung und stimmlicher Schwächen auch erschöpfend abgehackt, nachdem hinter den regulären Versionen auch noch der beigepackte Anhang aus Instrumental- und Vocal-Tracks wartet. Für den Hörer wird Let The Record Show dennoch vor allem eine nicht unwillkommene, aber doch erstaunlich profillose und unexzentrisch plätschernde Stay Busy-Veröffentlichung bleiben, von der vor allem das stilvolle Cover zeitlosen Bestand am unverwüstlichen Altar der Band haben dürfte.

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