Eyes – Congratulations
Metalcore an der Schnittstelle aus Math und Noiserock mit einer Prise Screamo: Zwei Jahre nach ihrem Debütalbum Underperformer optimiert das Kopenhagener Quintett Eyes auf Congratulations seinen zutiefst referentiellen Eklektizismus ein gutes Stück weit.
Das Songwriting ist nämlich im direkten Vergleich konsistenter und schlüssiger geworden, einfacher und auf eingängigere Songs setzend – alleine schon eine eigentlich von Metz patentiert werdende Szene wie das sein Riff mit stoischer Hartnäckigkeit repetierende und sich mit beschwörender Geste steigernde Congratulations! ist mit einer Instant-Griffigkeit hartnäckiger als vieles, was die Band bisher vom Stapel gelassen hat. Chew agiert später geradezu straight und kompakt ausgelegt am Rock mit Gangshouts, geradliniger als erwartet: Als knackig kontrolliertes Chaos voller Hooks ist das doch atemlos und widerspenstig genug, um ständig groovend vom Silbertablett auszubrechen.
Wo der Raum mit einer effektiveren Substanz gefüllt wird, bleibt zwar immer noch klar Luft nach oben, doch hat diese Einschätzung auch eklatant mit der assoziativ so verbindlichen Ader des Amalgams zu tun geöffnete, die die Rezeptur der dänischen Band – rund um den in allen Auslagen sarkastisches Gift spukenden, mit einer ADHS-Diagnose, abgeschlossenen Studium und Neo-LLNN-Engagement ausgestattet Frontmann Victor Kaas auf direktem Weg zum Jake Bannon-Award – idealer aufgehen lässt.
Gleich der Einstieg mit Generation L und IT’S HAPPENING oder später auch Bbbbbbbliss klingen als wichtigste Referenz, als würden Every Time I Die mit der Greyhaven-Tür zu Converge ins Haus fallen, mal am Gaspedal, mal auf der Abrissbirne. Die treibende Rock’n’Roll-Manie von dull BOY und das polternd-stacksende Value (mit seiner ohrwurm-skandierten „No value!“-Hook als Pit-Kerosin vor einem motorischen Riff) destilliert dagegen die immanente Daughters-Hysterie und wird sie in The City oder Ballast auch noch mit einem schweinischen Punkrock zu Konsorten wie The Bronx bugsieren.
Nicht nur Tearjerker hat die Züge eines heavy schleppenden Sludge-Bastardd, der auf hypnotische Weise wie die dick und muskulös angerührte Muskel-Version von frühen Pianos Become the Teeth auf dem zähen Drahtseilakt zu The Hope Conspiracy balanciert. Und dabei eben energisch getrieben, erfreulich komplett und vielseitig zu Werke geht, auch wenn die emotionale Tiefenwirkung trotz aller Aggressivität nicht unbedingt dorthin geht, wo es wirklich wehtut.
Doch Eyes brauchen das Rad nicht neu erfinden, es nicht zwangsläufig besser drehen als die Vorbilder, weil sie mit Congratulations vorerst einmal an den richtigen Stellschrauben für ihre eigene Evolution drehen. Da fällt auch die keinerlei Leerlauf zulassende Spielzeit von 30 Minuten auf die richtige Seite der Waage, um das ohnedies niemals zutreffende Urteil als Underperformer definitiv zurückzulassen, während man der Band vielmehr zum Erklimmen der nächsten Karrierestufe gratulieren darf.
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