FIDLAR – FIDLAR

von am 30. Januar 2013 in Album

FIDLAR – FIDLAR
Die nächste Party steigt in einer Vierer-WG in Los Angeles: dort feiern hinter dem Akronym FIDLAR ein paar Jungspunde eine Dauersause mit reichlich Melodien, keinen Jobaussichten und reichlich billigem Bier. 

Oder eben: der Quintessenz des Rock’n’Roll. FIDLAR – Fuck it Dog, Life’s a risk- haben mit den drei Ramones-Akkorden musizieren gelernt, sicherlich die wichtigsten The Stooges-Platten im Schrank stehen, Buzzcocks Singles-Sammlungen sowieso und neben The Cramps-Zeug eben alles, was da schmissig an der Grenze des punkig gedachten Rock entlangschrammt und dessen melodiöse Sprengkraft jede schmissige Zusammenkunft zum überkochen bringen will. Wie das jüngst eben auch die Konsorten vom Metz, Wavves The Men und den verschiedenen Ty Segall-Konstellationen vorgemacht haben: eine Prise Garage hier, ordentlich LoFi-Punkspirit da, eigentlich Noise-verliebter Pop sein wollen,  das Surfbrett immer in greifbarer Nähe und den Beziehungsstress mit den flachzulegenden Girls im Hinterkopf – siehe ‚Whore‚.‘Stoked and Broke‚, permanent, weil kein Job und auch keinen Bock drauf. ‚Shoot the Paycheck‚ und „All I want for breakfast is my good cocaine“ also.  Zu tun haben Brandon, Max, Zac, Elvis eher wenig, deswegen mal lieber das nächste Bier knacken und gleich die ideale Hymne drumrum schreiben: ‚I Drink Cheap Beer/ So Fuck You!“ klärt der Opener jegliche Fronten und hängt zur Gewissheit noch ein astreines Gniddelsolo an all das Gekeife hinten dran. Da hat man Zeit um sich die jungen Hives am Strand vorzustellen oder den Rockabilly im Skatepark raushängen zu lassen (‚White On White‚), verinnerlichten Hedonismus in großen Lettern zu erleben und natürlich keinen Country in ‚Gimme Something‚, obwohl „southbound“ – dafür spielen FIDLAR viel zu unkomplizierten 1-2-3-4 Kleinode, ‚Shit We Recorded in Our Bedroom‚ eben, bierselig unterhaltsam wie Turbonegro in ihrer Hochphase, nur ohne Kajal und Arschraketen.

Nicht selten wirkt ‚FIDLAR‚ damit, als hätte man den knuffigen Sandstrand- und Küstenpop von Best Coast den Genre-exponentiellen Unterhaltungswert von Kvelertak injiziert und alles in ein hemmungsloses Hangover-Szenario ohne Sicht auf die potentiell durchaus drohende Selbstparodie verpflanzt, dabei aber all den fließenden Schweißfontänen jeglichen penetranten Männergeruch genommen. Generell: Hunde die bellen und so. Der Nähr- und Mehrwert tritt da für extrem kurzweilige 36 Minuten vollends ungesucht in den Hintergrund, weil das eben 14 Songs lang der unterhaltsamste Sprit ist, den man sich geben kann, vollkommen egal, dass die meisten Riffs und Hooklines unmittelbar nach Konsum wieder aus den Gehörgängen gehastet sind.
Cheap Beer-Rock mit gewissen Vorteilen: das Kredenzte ist nicht unbedingt hochqualitativ, aber eben zu hundert Prozent zielführend. Der Rausch ist der selbe wie bei edleren Produkten, der Kater danach aber trotzdem nicht härter. Und die Versuchung sich dem ganzen von neuem hinzugeben damit umso größer.

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