Gonjasufi – Mu.zz.le

von am 31. Januar 2012 in EP

Gonjasufi – Mu.zz.le

Eine Platte über Fehlinterpretationen, Vorurteile, Wut und Hass – die nach Kiffen und Chillen auf der Wohnzimmercouch des Trip-Hop klingt. Der Yogalehrer aus der Mojavewüste reißt sich für den mutmaßlichen Nachfolger seines Debütalbums gewaltig am Riemen.

Gonjasufi alias SumachEcks hinterlässt nichtsdestotrotz abermals ratlos. Auch, weil die Frage offen bleibt, ob ‚Mu.zz.le‚ – die musikalische Aufarbeitung seiner ‚A Sufi and a Killer‚ folgenden Tour – nun EP oder Album ist. Dass es mit seinen zehn Songs in 25 Minuten ziemlich genau die Hälfte der Zeit des so fantastischen 2010er Werks einnimmt und in etwa das Doppelte seiner 2011er Baseball Verneigung, klärt die Sachlage ebenso wenig wie die Musik auf ‚Mu.zz.le‘ selbst. Ein Minialbum also.

Ohne alte Weggefährte wie The Gaslamp Killer oder Flying Lotus stürzt sich Gonjasufi diesmal weitestgehend alleine in die Schlacht. Wenig verwunderlich also, dass ‚Mu.zz.le‚ im direkten Vergleich weitaus weniger ausfranst als noch ‚A Sufi and a Killer‚ – poppigen Ethnoanleihen nur aus der Ferne betrachtet ohne dabei auf den bekifften Kauderwelchgesang des Amerikaners, verschleppte Beat-Halluzinationen oder verfremdete Sampleeskapaden verzichten zu müssen. Dennoch fokussiert Gonjasufi 2012 seine Vorlieben weitaus konkreter, der Hip Hop Ausflug von ‚The 9th Inning‚ hat seine Spuren hinterlassen und verdichtet sich nun als beinahe konzentrierte Songsammlung zwischen Trip Hop und Downbeat der verquersten Art. Die zusammengefassten Stücke fügen sich dabei weitaus homogener zu einem schlüssigen Ganzen zusammen, als dies noch auf ‚A Sufi and a Killer‚ gelang – oder gelingen sollte.

Das Ambivalente, die Ahnung, dass auf dem so einnehmenden Debütalbum alles möglich war, und tatsächlich sogar noch viel mehr passierte, war freilich eine der großen Stärken der Platte. Dass ‚Mu.zz.le‚ bewusst einen anderen Weg einschlägt, erweist sich widerrum als das schwerwiegende Manko wie auch als Pluspunkt des Werks. ‚Mu.zz.le‚ ist weniger grandioses Sammelsurium an granzgenialen Spinnereien, mehr durchdachtes Gesamtwerk aus flächigen Sounds und Bein stellenden Beats. Was die Platte künstlerisch zu einem wohl wichtigen Schritt für Ecks werden lässt, sie praktisch jedoch auch hinter dem unereichten ‚A Sufi and a Killer‚ hinterherhinken lässt. Freilich eine Bagatelle: Gonjasufi bleibt der eigenwillige Soundmagier aus der Wüste, seiner Zeit nur deswegen nicht meilenweit vorraus eilend, weil der verquere Genremix schlicht permanent in andere Sphären abdriftet. Anders kann eine Gonjasufi Platte offenbar nicht. Selbst, wenn der Yogalehrer sich am Riemen reißt.

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