Hot Hot Heat – Hot Hot Heat

von am 3. August 2016 in Album

Hot Hot Heat – Hot Hot Heat

Aus dem höchstens als Augenzwinkern zu verstehenden Comeback of The Century ist der erstaunlich erfrischende Schwanengesang für Hot Hot Heat geworden: Steve Bays und Co. verabschieden sich mit dem selbstbetitelten Fünftwerk auf versöhnliche Art und Weise.

Dazu auf eine erfreulich unangestaubte. Was gerade insofern eine Leistung ist, weil die beiden auch heute noch so brachial infektiösen Hitschleudern Make Up the Brakedown und Elevator Alben sind, die hoffnungslos in den schmissigen Indiediscos der frühen 2000ern verankert sind. Wie schmal dort die Grenze zur Belanglosigkeit war, lässt sich auch heute noch auf den zerfahrenen, nicht unspannend hibbelig neue Akzente suchenden, aber ohne diese frappant erinnerungswürdigen Melodien und Hooks auskommenden Nachfolgern Happiness Ltd. und Future Breeds nachhören – Alben, denen einerseits der zu Wolf Parade abgewanderte Dante DeCaro als kreativer Gegenpol zu Bayes abging, die Hot Hot Heat andererseits aber auch nicht ohne Grund mit angestaubten Glanz das Image der trendbewussten Modeerscheinung einzementierten.
Die große Leistung des angenehm entschlackten Hot Hot Heat ist es nun, die Band aus dieser Zeitgeist-Fixierung zu lösen, ungezwungen mit der eigenen Geschichte umzugehen und trotzdem den nicht unnostalgischen Bogen zurück zu den Heydays der Frühphase spannen zu können.

Satte sechs Jahre nach Future Breeds gibt es nun also zutiefst charmant unaufdringlich durchlaufende Songs wie das zurückhaltend zur Disco pumpende Kid Who Stays in the Picture, das in seiner beiläufigen Catchyness den Ton der Platte vorgibt, und dazu den Bogen bis zum so unheimlich netten Sad Sad Situation spannt, in dem die Band beinahe die springteufelnde Aufgedrehtheit abruft, die ihnen dereinst Hits am Fließband bescherte – 2016 mutiert das eher zum fröhlich schmunzelnden Singalong mit Synthie-Kante. Das abschließende The Memory’s Here verweigert seinen Höhepunkt da geradezu programmatisch trotz immer weiter steigernder Spannungskurve.
Das piano-dramatisch flapsige Pulling Levers, Magnitude und Mayor of the City adaptieren dagegen bereits zuvor jeder für sich im Grunde nur den Chick der Strokes – tun dies aber mit einer so angenehmen Leichtigkeit, dass man Hot Hot Heat für derart viel Ungezwungenheit schon fast dankbar ist.
Alle diese Songs unterstreichen zudem die Aussagen von Bays, dass ihm das Schreiben der Nummern wieder leichter von der Hand gegangen sei, dass Hot Hot Heat einen spontaneren, simpleren Umgang bei der Aufnahme der Kompositionen gewählt haben. Genau dies verleiht netten kleinen Popsongs im angetriebenen Indiegewand die nötige Frische und Dynamik, um sich ohne viel Aufsehen oder zuviel forcierte Beliebigkeit nonchalant in die Gehörgänge zu tänzeln.

Die Hartnäckigkeit und immense Eingängigkeit der ersten beiden Alben will das trotz einem dezenten Plus an der wiedergefundenen Catchyness gar nicht erreichen: Hot Hot Heat haben verstanden, dass der Weg mit dem penetranten Vorschlaghammer nicht der einzige ist, lassen Subtilität walten und berauben sich damit paradoxerweise nicht ohne Gegenwert auch einer ihrer größten Stärken. Obwohl sich die Reichhaltigkeit von Hot Hot Heat in stark überschaubaren Grenzen hält, kommt die Platte trotz schwankendem Niveau und mangelnder Highlights ohne tatsächliche Ausfälle aus.
Nur ein Modern Mind klingt ohne die zwingende Trademark-Dringlichkeit der alten Tage wie eine wenig nötige Anbiederung an den Pop von Phoenix den restlichen Reigen retten Hot Hot Heat hingegen mit solidem Hang zum Unspektakulären und lockerer Hand über die finale Ziellinie.
Am Ende steht so eine wenig aufregende, die Hintergrundbeschallung suchende, aber zuverlässig ihren Charme spielen lassende Sommerplatte voller flüchtiger Ohrwürmer. Vor allem aber auch ein runder Abschluss: Hot Hot Heat verabschieden sich punktgenau mit einer Platte, die Sackgassen und leere Meter vergessen macht und stattdessen dafür sorgen wird, dass man die Band in guter – hiernach aber eben auch sehr unverbindlicher – Erinnerung behalten wird. Mehr noch: Nach diesen knackigen 31 Minuten ist der Abschied von den Kanadiern sogar ein durchaus trauriger.

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