Keeper – MMXIV

von am 30. September 2014 in Album

Keeper – MMXIV

Als hätten Thou das Jahr 2014 nicht bereits flächendeckend genug mit ihrem misanthropischen Crust-Doom gepfählt, liefert nun ein Duo aus dem Golden State Kalifornien eine erste Demonstration davon, welche Fußnoten im Genre zwischen den Szenegöttern aus Baton Rouge und nahverwandten wie Cough noch möglich sind.


Hours. Pt 1‚ gibt die Richtung unmissverständlich vor: Keeper spielen ihr bestialisches Amalgam mit einer schleppenden Rhythmik, die trotz aller demonstrativer Langsamkeit einen fiesen, minimalistischen Drive entwickelt; Jacob Lee (Guitar, Bass, Vocals, Production) und Cameron Rutledge [oder doch Penny Keats?] (Guitar, Drums, Vocals, Lyrics, Visuals) – übrigens „The Rat“ und „Skunk“ von Tiger Lily greinen, keifen, fauchen, schreien dazu im Doppelspiel aus wundgebrüllten Kehlen – Blut oder zumindest Galle ist da immer mit dabei -, während das Feedback hinter jedem der stacheldrahtbespannten Gitarrenanschlägen unwetterartig schleppend  in die beklemmend-apokalyptische Atmosphäre donnert und die maßlos übersteuerten Verstärker der Reihe nach explodieren. Heavy ist hier tatsächlich ein Understatement. Nach gut der Hälfte des Openers schält sich dann alledings doch noch ein regelrecht knackiges Riff aus den triefenden Gitarrendronewänden, bevor der Malstrom in den letzten eineinhalb Minuten gar zum in Zeitlupe präsentierten Zielsprint ansetzt.

Generell verstehen es Keeper durchwegs, das schwerfällig walzende Grundgerüst ihres Sounds immer wieder geschickt zu variieren: bevor ‚As It Needs To Be…‚ seinen malträtierten Körper in die Bahnen von tief in den Crustschlamm gezogenen Burning Witch prügelt, ist da ein Intro, in das sich auch (Post-)Black Metal Bands zurücklehnen würden, um eine Atempause von Blastbeats und Raserei zu bekommen, und irgendwann treiben Keeper auch noch ein giftig-melodisches Motiv durch den Song, unter dessen Griffigkeit unzählige weitere Lagen Hass brodeln. ‚Admittance‚, als mahlender Kotzbrocken ausgespien, hat merklich Freude daran in immer neuen Wellen Unbehagen zu verbreiten.
Noch eindrucksvoller gelingt ‚Perception/Prescription‚, ein gnadenloser Brecher für die Songs des Jahres, der als abgründiges, episches Postrock-Flimmern für den Höllenschlund beginnt, regelrecht drängend inszeniert und im Kontext doch schwelgend, bis plötzlich wieder das Händchen für sich garstig aufbäumende Riffs aufplatzt und Keeper dem Slo-Mo-Sludge Pfad mit einer bedrohliche Dichte entlangpressen, sich in der so einschüchternd-beklemmenden Stimmung suhlen und den anfänglichen Schwermut gleich selbst mit einem Batzen Hoffnungslosigkeit und Weltekel behandeln.

Dass dabei natürlich noch durchaus Luft nach oben ist – zu Thou und sonstigen anvisierten Idolen, bisweilen auch in der charakteristisch-rostigen Enemies List/Flenser-tauglichen Produktion – egalisiert dann alleine der Fakt, dass ‚MMXIV‚ im Grunde sogar „nur“ eine erste Demo des live zum Quartett aufgestockten Duos darstellt. Dass die Dinge mit Keeper noch spannender werden dürften  unterstreichen Lee und Keats dann aber ohnedies gleich selbst mit dem aus dem Rahmen ausbrechenden ‚All It Needs To Be… Pt. 2&3‚ als verstörenden Schlusspunkt: Die Kalifornieer kasteien sich selbst im stockdunklen Blackgaze-Schlund und empfehlen sich mit hysterisch-eingesperrten Geschrei und lose ausblutenden Suspence-Noise-Gitarren nachdrücklich für die erste Reihe der Weltuntergangsparty. Rundum also eine immens beachtliche Vorstellungsrunde einer Band, die man unbedingt am Radar behalten muss!

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