Massa Nera & Quiet Fear – Quatro Vientos // Cinco Soles

von am 29. Februar 2024 in EP

Massa Nera & Quiet Fear – Quatro Vientos // Cinco Soles

Screamo und mehr: Nach dem späten 2022er Highlight Derramar | Querer | Borrar (und der darauffolgenden Remix-Erweiterung) machen Massa Nera für das Mini-Album Quatro vientos // Cinco soles gemeinsame Sache mit den LA-Kollegen von Quiet Fear.

Im Wechselspiel ihre Beiträge platzierend (was dann in der finalen Kooperation Nueva llama kulminiert, wo Massa Nera gefühlt als Leithammel Quiet Fear über einen gemeinsam Jam beibringen, wie man die strukturelle Bandbreite weiter auffächert, damit die Grind-Eskalation als Katharsis umso intensiver ausfällt – und der Closer damit das beste beider Welten vereint) verbindet sich das Material beider Parteien zu einem tollen Fluss, der auch die unterschiedlichen Produktionen (Massa Nera mit einem scheppernderen Sound, der quasi das Idealbild der Proberaum-Ungeschliffenheit Rund einfängt auf der einen, Quiet Fear mit mehr komprimiertem Punch auf den Drums auf der anderen Seite) als Synergie umsetzt: Das Level der Energie, die Dringlichkeit, die Variabilität des Songwriting – alles geht hier Hand in Hand auf einem verdammt hohen Level.

Die Beiträge von Quiet Fear agieren dabei straighter und kompakter: Entre las manos y el colmillo rackert mit harscher Punk-Attitüde über Death-Growls zu postrockig pendelnd-beschrieenen Feldern; N.U.M. treibt am massiven Bass mit wirbelnden Drums fast schon konventionell und zugänglich fauchend zu einer Greg Puciato-Gedächtnis-Bridge; und Presidio kippt zur Hälfte in einen skandierten Schlachtruf mit Call-and-Response-Kerosin: „I am a fortress/ You will not siege me/ I will not be torn down“.
Allesamt markante Ausrufezeichen im Verlauf, wiewohl eigentlich Messa Nera mit ihrer formoffenen Vielseitigkeit für das die Platte bestimmende Niveau sorgen. Bloated strampelt sich aus dem Feedback in asketisch ausgemergelten Skramz-Doom-Schüben vom stoischen Noise Rock frei galoppierend und schlendert kontemplativ, schleudert giftig seine knackige Ader, groovt smart und verspielt in den Math, lehnt sich catchy in die Auslagen jenseits der Wut.

Das vertrackter angelegte Division hat seine Lektionen beim Post Hardcore den Jungen At The Drive-In gelernt, schichtet sein Wesen immer weiter in melodische Gefilde zu frühen Standstill und purzelt kopfnickende Salti schlagend in die Nachdenklichkeit, bevor I Point to the River einfach grandios darin ist, die harsche Wut komplett zurückzuziehen, bis die Band elegisch träumt und das klare Gitarrenspiel voll nostalgischer Melancholie den Eskapismus anbietet. Das letztlich dual aufs Gaspedal steigende Momentum hat etwas vorsichtiges, nein eher umsichtiges und versöhnliches, gefühlvoll und packend. Eben ein Ausdruck der emotional vielschichtigen Katharsis, die Massa Nera zu erzeugen vermögen. Dass sie dies weiterhin über der für das Gros des Genres geltenden Messlatte tun, dabei aber in Quiet Fear kongeniale Partner gefunden haben, macht die Sache freilich nur noch runder. Und Quatro Vientos // Cinco Soles zu einem frühen Jahreshighlight der Szene.

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