Mogwai – Black Bird

von am 7. August 2022 in Soundtrack

Mogwai – Black Bird

Natürlich verspricht und hält alleine das Mogwai-Gütesiegel ein gewohnt hochklassigen Postrock-Niveau mit Ambient-Schattierungen in der Score-Gangart. Dennoch gehört der Soundtrack der ersten Staffel von Black Bird für sich alleine stehend zu den weniger essentiellen Arbeiten der Schotten.

Der eigene Bewertungsmaßstab und die Erwartungshaltung, inwieweit der Score ohne die dazugehörigen Bilder zu funktionieren habe, klaffen diesmal aber auch irritierend auseinander.
Einerseits fühlen sich die zu langen (weil die 23 Tracks irgendwann unverdient als Hintergrundbeschallung wahrgenommen werden), aber dabei zu keiner Sekunde auch nur ansatzweise schwachen 71 Minuten über weite Strecken nach dem Abspulen typischer Mogwai-Verhaltensmuster an, vielleicht sogar nach dem Autopiloten – wobei man bei dieser Gelegenheit mal wieder darüber staunen kann, wie fesselnd selbst dieser MO funktioniert, derweil man im Hinterkopf nicht umhin kommt zu registrieren, dass man all das eben auch schon sehr ähnlich, nur noch besser von den Schotten serviert bekommen hat.
Andererseits lässt der mindestens souveräne, immer stimmungsvoll über sorgsame Piano-Motive und dunklere Elektronik-Elemente einnehmende Score auch viel Potential liegen, indem so viele tolle Ausgangsideen eben nur begleiten, ohne nach konventionelleren Kompositionenmustern greifend ihre Spannungsbögen auch wirklich erfüllend zu vollenden.

Ein Titles ist so zwar ästhetisch etwa ein Parade-Trademarksong, synthetisch angereichert und geduldig, schön angenehm mit ruhender Majestät liebäugelnd ein Tiefgang aus zahlreichen Emotionen – aber ohne den individuellen Geistesblitz, der aus einer tollen eine wirklich erinnerungswürdig aufzeigende Nummer gemacht hätte. Die Instant-Vertrautheit Boiler Buddies begleitet kompositorisch dergleichen nirgendwohin wie das behutsam verträumte Fields are Everywhere, das Piano-Elektronik-Distortion-Brutzeln der Suspence-Spannung Searching (die wie auch – nicht nur – He Fed on Me weit in die Gefilde von Reznor und Ross vordringt) oder Clean Up Crew (ein möglicher Doogie Howser-Reboot), während sich die intime Melancholie der Tasten-Grazie Jessica als ebenso flüchtige, nicht gezogene Option erweist wie die Skizzen Court, Coconut (als mystische Klangmalerei) und Better Times (als fragmentarische Everybody Hurts-Reminiszenz). Gerade wenn das traurig sinnierendere What If monumentaler anzuwachsen scheint, Riot aus dem Ambient mit Beats und harten Drone-Metal-Jams experimentiert, oder Bad Things vage die Sphären zwischen Portishead und Bohren assoziiert, agieren Mogwai jedoch zu inkonsequent.
Insofern gilt: Black Bird ist eine tolle Bereicherung für die überbordende Diskografie der Gruppe, verpasst es aber wirklich begeisternde Highlights zu erzeugen und ist zudem als Gesamtwerk nicht eine derart runde Geschichte wie Les Revenants.

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