Narrow Head – Moments of Clarity

von am 23. Februar 2023 in Album

Narrow Head – Moments of Clarity

Narrow Head füllen die schattigen Nischen zwischen Hum oder Grivo durch Moments of Clarity auch zum dritten Mal gekonnt solide mit ihrem Amalgam aus Shoegaze, grungigem 90er Alternative Rock und Post Hardcore.

Mit einer auch gen Failure, Smashing Pumpkins, Deftones oder My Vitriol assoziierenden stilistischen Mischung also, die Narrow Head seit nunmehr einem Jahrzehnt verfolgen und die durch Kollegen wie Fleshwater aktuell ja ziemlich im Trend liegt, ästhetisch insofern auch wieder sofort am Haken hat, substanziell jedoch weiterhin unübersehbare Schwächen zeigt.
Und das, obwohl sich die ersten beiden Drittel von Moments of Clarity schon auch wie eine Wiedergutmachung für den durchwachsenen Vorgänger 12th House Rock anfühlen, indem Narrow Head ihre eklektisch kopierten Trademarks erst im Spektrum vage trotz der keinen Biss zeigenden, gleichförmigen Produktion variieren. Mal als harmloser Singsang (The Real) und mal knackiger (der Titelsong) oder zügiger (Sunday), dann als ermüdend repetitives Inlet-Tribut das von hart auf zart wechselnd kein plättendes Momentum erzeugt (Trepanation), bevor das ohnedies niemals so konsequent wie die offenkundigen Vorbilder agierende Gemisch im Mittelteil nach dem schön akustisch aufgeräumt schwofenden Breakup Song die Luft ausgeht: Fine Day nervt mit seinem simplen Schüttelreim und die a la Silversun Pickups auftauchenden bedrohlicheren Schattierungen sind verschenkt, weil die verschiedenen Gitarrenwellen keinerlei unterschiedliche Intensität zeigen, derweil Caroline als formelhafter Standard ein redundanter Routine-Filler ist.

Im letzten Drittel verstärkt Moments of Clarity seine Amplituden gekonnt, wenngleich immer auch zu einer grundlegenden Ambivalenz tendierend, weil das Songwriting zu oft einfach etwas beliebig mäanderndes hat, nicht zu jenem Punkt findet, der wirklich überragende Momente erzwingen könnte.
The World praktiziert einen wirklich nett gemeinten My Bloody Valentine-Verzug über seinem 08/15-Inhalt und Garhead wirkt beinahe wie eine ansatzweise Annäherung an Brand New aus der metallischen Post Hardcore-Perspektive, wiewohl das bemühte Gebrüll Pastiche bleibt. Flesh & Solitude adaptiert Adrenaline mit aggressiv gemeinten Shouts dagegen beinahe so gut wie We‘re Not Here to Loved und hat zudem ein richtig stark (getrommeltes) Finale. Die ruhige Elegie von The Comedown kann das anvisierte hymnische Element jedoch nicht erreichen – besonders hier fällt nämlich auf, dass der zumeist dünn seufzende Gesang von Jacob Duarte als relativ schief torkelnde Schwachstelle und allgemeine Achillesferse der Band die kräftigen Parts einfach nicht stemmen kann und abseits davon auch ein austauschbares Klischee bleibt. (Diesbezüglich gilt auch: mit besseren Vocals wären die 48 Minuten definitiv knapp über dem Durchschnitt der Szene zu bewerten).
Der Appendix Soft to Touch macht danach als gefühlter Bush-Remix mit der tropikal tänzelnden Drum-Machine nichts falsch, langweilt allerdings ohne nachkommende Ideen oder Impulse auch irgendwann zu fahrig. Durchaus symptomatisch, oder: so gerne man die wenig originellen Narrow Head auch weitaus lieber mögen würde, als es letztendlich zu rechtfertigen ist (weil alleine der Wunsch die hierfür Pate stehenden Bands eher hören zu wollen als dieses durch und durch solide Drittwerk mit all seinen kleinen Schönheitsfehlern, ständig präsent ist), bleibt auch Moments of Clarity eher ein sehr okayer Notfallplan für den Genre-Spagat.

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