Nightmarer – Deformity Adrift
(Die über die Stadtgrenzen von Portland hinausgehend, teilweise neu besetzten) Nightmarer ernten auf ihrem zweiten Studioalbum Deformity Adrift die Früchte, die ihr Debüt Cacophony of Terror vor fünf Jahren ausgesät hat.
Mit den Gitarristen Simon Hawemann (War from a Harlots Mouth) und Keith Merrow (Conquering Dystopia), Ausnahme-Drummer Paul Seidel (The Ocean, War from a Harlots Mouth), Frontamnn John Collett (Ex-Gigan and Success Will Write Apocalypse Across the Sky) sowie Session-Bassist Brendan Sloan (Altars und Convulsing) personell sehr eindrucksvoll besetzt, ist es abseits der technischen Präzision schwierig, exakt zu bestimmen, was genau Nightmarer in eine verdammt ähnliche Richtung wie beispielsweise Mithridatum zum Horizont mit Ulcerate als Säulenheiligen gehend, besser machen, als viele ihrer Kollegen.
Ohne wirklich originäre Handschrift, aber einem latenten Hang zur Djent-Liebe und Meshuggah-Verehrung, der das so kohärente Soundbild vor allem in Hammer of Desolation auch merklich Identitätsstiftend zum Blackened Deathcore prägt, liegt es aber ziemlich sicher an der relativen Kompaktheit, die die 32 Minuten stets auf den Punkt kommen lässt, ohne sie in ein Korsett zu zwängen – alleine Baptismal Tomb gönnt sich ein ambient-dissonantes Endspiel mit pummeligen Bass, Suffering Beyond Death rast, um dann alles Tempo halluzinogen angejazzt herauszunehmen und Tooms sowieso Endstadium sind sowieso gar diffus neben der Spur den Suspense verbreitende Interlude, die im ansonsten so dicht kultivierten Raum Platz zum Atmen schaffen, die Sinne schärfen und die Stimmung vertiefen: es ist eventuell die darüber hinaus destillierte unmittelbare Direktheit, die Deformity Adrift so sehr auszeichnet.
Während schon Brutalist Imperator den Disso-Death mit nihilistisch blastendem Drive in heavy Sludge-Gesten anreichert, zähflüssig und manisch schnell gleichzeitig, den Groove griffig planierend und das vertrackte Songwriting doch erstaunlich knackig auslegend, den abrassiven Weg vorgibt, dosieren Nightmarer auch die Varianz im Verlauf geschickt.
Throe of Illicit Withdrawal lässt Melodien mit beschwörender Geste zu und Taufbefehl stampft den Songtitel des Jahres (mit Christian Kolf und Jan Buckard von Valborg als Gaststimmen neben den Noise-Beigaben von Eeli Helin) skandierend als verätzter Stimmunganheizer samt deutschsprachigem Sample fast schon mit stumpfer Brachialität den pastoralen Schimmer tragend aus dem Gefüge hervor, bevor die martialische Apokalypse von Obliterated Shrine seine epische, monströse Gravitation im orchestralen Panormama fast zu kurz fasst.
Dass der Zugang und neuerliche Griff zu (dem mit fabelhaftem Artwork daherkommenden) Deformity Adrift derart leicht fällt, ohne alle Facetten der Platte kantenlos feilzubieten, tut dem Suchtfaktor freilich darüber hinausgehend gut.
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