Qrixkuor – The Womb of the World
The Womb of the World lehnt sich expressionistischer, selbstsicherer und demonstrativer in jene Extreme, zwischen denen sich Qrixkuor auf Poison Palinopsia (2021) und Zoetrope (2022) – wie man jetzt weiß: erst andeutungsweise – bewegt haben.
Epischer, monumentale und präsenter. Ein kaum zu bändigendes Organismus, dessen Inneres in ständiger Bewegung ist. Und bei dem die orchestralen Arrangements gleichberechtigt neben dem Metal stehen. Dass das Zweitwerk der Briten – D (Drums) sowie Mastermind S (Guitars, bass and vocals – „Symphonic accompaniments & all additional instruments composed for and arranged by S & performed by The Orchestra of the Silent Stars“)- die Amplituden seiner Vorgängerwerke derart konsequent weiter ausreizen können würde, war angesichts der bereits so ausformulierten Komplettheit der eingangs erwähnten Machtdemonstrationen nicht zu erwarten. Doch tatsächlich legen Qrixkuor die zusätzliche Schippe an Wahnsinn und Megalomanie als natürlichste Sache im Delirium ihrer lovecraftschen Welt nach.
Der sich in bizarre Manie psychotisch am Death und Black Metal labernde Caverncore des Duos streckt sich nun mit einem opulenten Hang zum Bombast zur sinfonischen Prägung, die symbiotisch mit der dissonanten Abstraktion von Blastbeats und nihilistischen Riffs verwachsen ist. Zusammen mit dem Umstand, dass die Songlänge diesmal gravierend geschrumpft ist (50 Minuten Spielzeit werden nun auf vier Nummern aufgeteilt), entsteht so der paradoxe Eindruck, dass das labyrinthische, soundtrackhaft-theatralische und bis zu seinen Chören fast operettenhaft angelegte Geflecht von The Womb of the World sogar bis zu einem gewissen Grad leichter zugänglich zu sein scheint, als die direkten Vorgängerwerke.
Gravierender für das Gelingen dieses so ambitioniert angelegten Zweitwerks ist tatsächlich aber viel mehr der ebenso enigmatisch bleibende Umstand, dass Qrixkuor eine an sich so rasch übersättigen müssende Ausrichtung derart smart konstruiert zu dosieren schaffen, dass die Faszination niemals nachlässt, der Reiz ständig erhalten bleibt, und in der absoluten Homogenität stets die nötige Impulse gesetzt werden, um die Aufmerksamkeit des Hörers nahezu niemals nicht in die Passivität abdriften zu lassen.
Entfernt an Kollegen wie Hasard oder Gnaw Their Tongues erinnernd, im Opener So Spoke the Silent Stars hinten raus gar wie der groteske Bastard von Imperial Triumphant, Ad Nauseam, Ulcerate und Deathspell Omega gestikulierend, kreieren Qrixkuor so einen eigenständigen Albtraum aus hysterischen, progressiven Kaskaden, die vor Hunger strotzen und jedes Element so konzentriert und selbstbewusst an seinen Platz setzt, was in melodramatischer Summe durchaus nachhaltigen Referenzwert beweisen könnte.
Dass sich in diesem polarisierenden Strom individuelle Szenen schwerer tun – weil etwa dem Sound von Greg Chandler die Atmosphäre wichtiger als ein Spotlight auf der superben Schlagzeugarbeit ist, oder ja, die Platte abseits der so ultimativen Inszenierung kompositorisch gar nicht unbedingt besser ist, als das Material von Poison Palinopsia und Zoetrope – bedeutet allerdings im Umkehrschluss nur, dass The Womb of the World trotz aller Offensichtlichkeit Zeit fordert.
Alleine wie viele Höhepunkte Slithering Serendipity abklappert lässt dann aber einfach nur staunen, derweil es dem schizophrenen And You Shall Know Perdition As Your Shrine… unheimlich gut tut, Interferenzen der flehenden Verzweiflung von Jaded Lungs (Adorior) aufzufangen. Das Titelstück klimpert danach noch weiter in den Horror, doch das Solo im letzten Drittel verspricht einfach pure Extase, wobei die konventioneller angelegte Arrangements dem Leviathan eine himmelstürmende Intensität mit auf den erhebenden Weg geben. Würde das nicht alles derart weit draußen stattfinden, würde die Band hier schon regelrecht den Konsens anbieten.


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