Qrixkuor – Zoetrope

von am 8. Dezember 2022 in EP, Heavy Rotation

Qrixkuor – Zoetrope

Wie eine Hymne für eine besonders böse Kriegsmaschinen-Nation: Die neue Inkarnation von Qrixkuor wächst im Jahr nach dem Debütalbum Poison Palinopsia mit den 25 Minuten von Zoetrope über sich selbst hinaus.

Qrixkuor sind dafür personell um die Konstante S wieder einmal in Neubesetzung unterwegs: der seit 2020 an Bord gewesene Bassist Phil Kusabs wurde aus der Band geschmissen und sitzt derzeit seine nur einjährige Strafe wegen des Besitzes/der Weitergabe von Kinderpornografie ab (weswegen S auch alle bereits eingespielten Tieftöner-Spuren von Zoetrope noch einmal neu aufgenommen hat), derweil mit D ein neuer Drummer im Lineup der Londoner aufgelistet ist.
Ungeachtet dieser Umstände ist Zoetrope (Psychospiritual Sparagmos) jedoch kein Werk des Umbruchs geworden, sondern eine in nahezu jeder Hinsicht beeindruckende Steigerung von Poison Palinopsia. Als apokalyptisch beschworenes Horrorszenario tränken Qrixkuor ihren Death in den Cavern-Sound und kleiden ihn sinfonisch aus, agieren groß und mächtig und imposant und einschüchternd.

Zoetrope is majestic, but any beauty has long since withered, and what remains is the discordant dirge of Qrixkuor’s cacophonous duet with the Orchestra of the Eternal Return. Zoetrope is an ode to the terror of the cyclic infinite – the endless, silent scream of a mind that has wandered so far that it cannot return. The soul that burns on everlasting, each thousand year journey the mere blink of an eye. There is no escape…“ verpackt der Beipackzettel es in poetische Worte – und fängt die Stimmung der Terror-Kasteiung damit gut ein.

Nachdem sich das Ungetüm episch aus der Folterkammer geschleppt hat, entwickelt sich in sphärischer Patina rasch ein Höllenritt mit bestialischer Gravitation und Opulenz. Der massive Death agiert wie von der Tarantel gestochen mit hirnwütiger Kraft, die Gitarren heulen sich von einer Seite zur anderen werfend an, die Drums tackern wirbelnd. Eindrucksvoll ist aber vor allem der bombastische Überbau, der hedonistisch jubilierend eine anmutige Grandezza im hässlichen Schlund des Wahnsinns aufträgt.
Qrixkuor saufen Brandbeschleuniger, um sich im Rausch der Aggressivität zu suhlen und aller schwelgenden Anmut etwas bedrohliches mitzugeben, hämmern abtreibend und schleudern die Riffs in Höchstgeschwindigkeit über modrige Vocals. Irgendwann taucht das Duo gänzlich in einen sinistren Suspense-Score ab, lässt ein Piano zur Dramatik melancholischer Streicher sinnieren, doch ist die Eskalation der einzige Klimax: die Amplituden zwischen den Extremen ausschlagend lässt sich Zoetrope (Psychospiritual Sparagmos) von der manischen Eindringlichkeit seiner Arrangements umspülen, wie in einem Tornado ohne windstille Zone, drosselt gelegentlich das Tempo, nimmt sogar Bläser mit, und klingt archaisch und martialisch wie eine pompöse Urgewalt, wie eklektischer Existenzialismus in monolithischer Majestät. Besser war diese Band noch nie.

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