Red Hot Chili Peppers – Unlimited Love

Unlimited Love beendet als das zwölfte Album der Red Hot Chili Peppers die sechsjährige Plattenpause seit The Getaway, holt Rick Rubin nach elf Jahren Abstinenz zurück auf den Produzentenstuhl und ist natürlich mehr noch das Comeback von John Frusciante nach seinem Ausstieg 2009.
Schon klar, dass die Band nun in dieser, ihrer erfolgstechnisch prominentesten, Konstellation viel aufholen möchte; und der geneigte Fan, der sich seit Stadium Arcadium nach klassischem Material verzehrt, dürfte wohl auch wirklich eine hohe Aufnahmebereitschaft für alles zeigen, was die neuerliche Rückkehr des verlorenen Sohnes Frusciante an Material abwirft.
Allerdings tun die Chili Peppers letztendlich wirklich niemandem einen Gefallen damit, Unlimited Love deswegen über 73 Minuten und 17 Songs anzulegen. Denn wo den Kaliforniern immer schon das Gespür fehlte, ihre Alben auf die essentielle Menge ohne Füller und Ausfälle zu destillieren, mangelt es der reaktivierten Gruppe mittlerweile zudem auch noch merklich an der kreativen Substanz, um derartige Massen und Längen weiterhin zu stemmen: Die guten Ansätze der absolut unter Wert verkauften Klinghoffer-Zeit, die sich eigentlich nur den Vorwurf gefallen lassen muss, dem Gitarristen irgendwo zwischen Ersatzmann-Status und Erfüllungsgehilfe nie den nötigen Freiraum gelassen zu haben, sind einem komfortablen Autopiloten gewichen, der niemanden etwas beweisen will, kann oder muß.
Zwar zeigt sich, dass die Chemie zwischen Frusciante, Smith, Flea und (dem textlich mehr denn je überforderten, gesanglich profesionell die Studiovorzüge nutzenden) Kidies einfach eine in keiner anderen personellen Besetzung aufzuwiegende organische Natürlichkeit im transportierten Flair trägt: das typische Peppers-Feeling ist von der ersten Sekunde an da, die Reunion hat dem Quartett alleine ästhetisch insofern gut getan, weil vieles lockerer und unverkrampft klingt – da kommt wieder so spürbar zusammen, was einfach zusammengehört.
Doch das Songwriting schlägt aus diesem Katalysator kein Kapital, sondern vertändelt seine Möglichkeiten über weite Strecken in einer nebensächlichen Komfortzone (die genau genommen niemals das Niveau solcher Klinghoffer-Highlights wie Dark Necessities oder Brandon’s Death Song erreicht – von all den Frusciante-Klassikern der Heydays ganz zu schweigen).
Sicher, Unlimited Love begleitet nicht unangenehm, und es bleibt auch einiges mit überschaubarer Halbwertszeit hängen, wo erst nur die gepflegte Langeweile potentieller B- und C-Seiten musikalisch versiert plätschert. Jedoch tut die Platte dies so spannungsarm verlaufend, ebenso uninteressant wie risikofrei produziert, relativ höhepunktlos und ist so einfach bald reizfrei vergessen: Der Wunsch zu diesem Werk aktiv zurückzukehren ist praktisch kaum nachhaltig vorhanden.
Während die tatsächlich ärgerlichen Ausfälle zwar im überschaubaren Rahmen bleiben (Not the One ist eine so frustrierend egale Easy-Listening-
Vor allem hat Unlimited Love einen tollen Beginn zu bieten. Die Nummer-Sicher-Vorabsingle Black Summer artikuliert im unaufregenden Wohlklang einen schönen Flow mit einem melodischen Gespür, das direkt an Stadium Arcadium anknüpft. Das treibende Here Ever After hat einen catchy Chorus und Aquatic Mouth Dance knubbelt funky mit slappenden Bass und einem jazzigen Bläser-Finale, fast schon mutig und ambitioniert!
Danach zeigen aber eher strukturelle Kniffe anstelle prägnanter Hooks auf, Hits oder überragende Ausnahme-Songs finden sich sowieso keine. Dafür taucht These Are the Days plötzlich energisch aus dem gemütlichen Schunkeln an und wirbelt rockend (was überzeugender als der Umkehrschluss Veronica ist, der sich quasi als Kontrast dazu pendelnd ausbremst, ohne dem okayen Routineprogramm einen wirklich verdienten Chorus zu bieten). In The Heavy Wing übernimmt Frusciante den Refrain hymnisch – die träge Inszenierung der Platte lässt aber keine Euphorie aufkommen. Bastards of Light hantiert mit 80er-Darkwave-Synthies, um zum unangestrengten Gitarren-Pop zu finden und White Braids & Pillow Chair entspannt mit John als Harmonie-Gesangspartner sowie einem eilig swingenden Twist. One Way Traffic setzt dagegen auf simple Mitsing-Animation, „ey-o!“, samt Bass-Jam-Abgang, und Tangelo gibt die kompetente Alibi-Ballade, die dann aber abseits der Sicherheit, dass sich hieraus ein zumindest gutes Album destillieren hätte lassen, auch mit der Frage entlässt, ob die Rückkehr von Frusciante und Rubin das beste waren, was dem Peppers-Freundeskreis passieren konnte – gleichzeitig aber auch angesichts ausbleibender Reibungspunkte das uninteressante für die Hörerschaft.
1 Trackback