Ryan Adams – Nebraska

von am 10. Dezember 2022 in Album, Sonstiges

Ryan Adams – Nebraska

Nebraska: what a special album that taught me so much about songwriting. It still does after all these years. Go listen to the original if you haven’t, you’ll love it forever.“ sagt der bekennende Bruce Springsteen-Fan Ryan Adams.

Und formuliert mit seinem 23. Studio-Langspieler – seinem bereits fünften in diesem Jahr übrigens – (wie schon 2015 für 1989) einen Liebesbrief an das besagte Album von 1982 in Form eines kompletten Track-by-Track-Covers.
Dabei bleibt Adams dem Springsteen-Original an sich durchaus treu, begnügt sich aber nicht damit, die Ursprünge des weitestgehend auf Acoustic-Gitarre, Mundharmonika und Stimme reduzierten Minimalismus-Meisterwerks archaisch zu reproduzieren.

Gleich im eröffnenden Titelsong wird eine spartanische Drummachine mit spartanischem Homerecording-Charme vorstellig, die Gitarre klingt nach den schimmernden Seiten der 80ern und Adams legt (wie auch auf beinahe jedem der noch folgenden Songs) verdammt viel Hall auf seine Stimme, während da trotz aller Geduld viel eher eine zurückhaltende Aufbruchstimmung ist, als die vergleichsweise abgekämpfte Niedergeschlagenheit des Boss. Atlantic City setzt in dieser Interpretation auf ein beschwingteres Spiel, einen unterstützenden Bass und räumt die Vocals im Hintergrund auf, um dort später stattdessen ätherische Synthies zu platzieren, bevor hinten raus ein Schlagzeug für den munteren Rhythmus zugeschaltet wird.

Mansion on the Hill verschwimmt durch den exzessiven Reverb der stark phasenverschobenen Vocals expliziter psychedelisch im Americana, bevor Johnny 99 einen noch radikaleren Unterschied zu Springsteen forciert, indem der klackernde Drumcomputer mit der elektrisch abgedämpften Gitarre ein Rockabilly-Flair a la Raveonettes installiert – State Trooper steigert das heulend groovende-croonende Cramps-Flair von vor 40 Jahren mit scheppernder Schießbude sogar abermals drastischer, und läuft eine weitaus längere Strecke wie in Trance.

Dazwischen sinniert Highway Patrolman entspannt zurückgelehnt in einer endlosen Heartland-Träumerei, schippert Used Card in der etablierten Ästhetik unaufgeregt und variiert Open All Night die Essenz der Komposition als traurige Country-Singer-Songwriter-Ballade. Das zeitlose My Father’s House intoniert Adams kräftig und Reason to Believe wird zur nostalgischen Klavier-Andacht: wirklich fein!
Essentiell ist das alles dann letztendlich zwar vielleicht dennoch nicht – aber gerade ein aus der Sicht von Adams auch wirklich gelungener Tribut an Nebraska, der eine vom Ursprungsmaterial abweichende Verneigung darstellt, schlüssig funktionierend und durchaus eigenständigen Mehrwert anbietend, weswegen man als Fan beider Musiker diesen Ansatzt absolut wohlwollend goutieren kann. Zumal die digitale Platte auch ohnedies von Adams in seinem hauseigenen Webshop verschenkt wird.

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