Ryan Adams – Panic / Don’t Look Back in Anger
Wir bleiben diese Woche im London des Jahres 2023 – und hören von Ryan Adams wieder einen Song aus dem Fundus der aktuell wiedervereinigten Oasis (diesmal gibt’s den Über-Klassiker Don‘t Look Back in Anger) und dazu einen der niemals reunionswilligen The Smiths (Panic).
Vergangene Woche durfte man sich mal wieder den Kopf kratzen: Ryan Adams hat via Instagram den Star Sign Day ausgerufen (warum? Und warum zu diesem Zeitpunkt?) und das beste seiner Neujahrs-Alben (das von ihm selbst offenbar als „a beautiful, loving return to form“ eingestuft wird?) daraufhin (als einziges seiner Alben) von Spotify entfernt, um zu Apple Music überzulaufen. In Momenten wie diesem wäre es freilich angenehm, wenn seine Platten noch einen Europa-Vertrieb hätten.
Sei es, wie es sei: dass der obligatorische Mail-Text zu Panic und Don‘t Look Back in Anger auf sich warten lässt, ist angesichts dieses Tohuwabohus nachvollziehbar.
Im dafür bei den Gedanken über die zwei dieswöchigen Coversongs gleich auf den Punkt zu kommen: Beide Interpretationen gelingen ziemlich großartig – sind aber dermaßen mit Reverb auf der Stimme zugeschüttet, dass das Hören an die Grenze zur Unzumutbarkeit gerückt wird.
Genauer: Für Panic setzt sich Ryan an das Piano, spielt den The Smiths-Klassiker traumhaft entschleunigt wie eine depressiv über die Stadt schwebende Wolke aus Melancholie und Schwermut. Er singt die Melodie gefühlvoll, dezent variierend, natürlich auch ein bisschen zu nahe am sprechsingen. Die ausgelassen hüpfenden Feierlaune-Stimmung des Originals ist
abgemeldet, das Publikum beobachtet bis zum Applaus in Stille. Für einen sanft ergehenden Choreinsatz intoniert Adams das an sich gemeinschaftliche Finale ohnedies zu unvorhersehbar – grundlegend wäre es aber eine schöne Arrangement-Facette, sollte er sich mal für eine Studioversion entscheiden.
Der technisch unsaubere, den vorangehenden Song aschneidende Einstieg in Don’t Look Back in Anger wirkt dann etwas dilettantisch aus dem Archiv geholt, doch dann holt Adams den Evergreen an der Gitarre mühelos nach Hause: Oasis-Songs als traurige Reduktionen kann der Typ einfach. Auch heute noch.
Und als ziemlich bezaubernd intim und tröstend-liebevoll gezupfte Schönheit, immer ein bisschen entfernt vom Original den eigenen Charakter forcierend, lässt einem das niemals totgespielt werden könnende Don’t Look Back in Anger das Herz aufgehen (und im Hall ersaufen).
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