Ryan Adams – The Crystal Ship / Car Hiss By My Window

von am 21. September 2024 in Single

Ryan Adams – The Crystal Ship / Car Hiss By My Window

Meistens versucht Ryan Adams seine Tour-Setlisten ja durch die eine oder andere Cover-Verneigung ein wenig an den jeweiligen Auftrittsort anzupassen. Für sein Paris-Gastspiel im Jahr 2023 bedeutete dies keine Chansons – sondern die Interpretationen einiger Doors-Songs, von denen es nun mit The Crystal Ship und Car Hiss By My Window zweie (erste?) Vertreter zu hören gibt.

Der aktuell durch England reisende Adams hat bis auf weiteres zwar scheinbar keinen Scherer mehr, sich Begleittexte für die allwöchentliche Cover-Single aus den Fingern zu saugen, während der Mail-Service zuletzt auch einige Tage auf sich warten ließ. Solange die (2024 nun auch schon zum einundzwanzigsten Mal begleitende und somit kurz vor dem Ende stehende) Archiv-Serie selbst allerdings pünktlich weitergeht, stellt dieser Umstand aber keine Tragik dar.

Zumal diesmal ein Doppel auf dem Programm steht, das gelungen genug ist, um ganz ohne weitschweifenden Beipackzettel für sich zu sprechen.
Besser noch: Aus einer ganzen Reihe an Verbeugungen vor dem in Paris beerdigten Jim Morrison machen The Crystal Ship und Car Hiss By My Window mutmaßlich den Anfang einer Stafette an Doors-Songs aus dem Hause Adams auf der Zielgeraden der kommenden Wochen.

Ein Übersetzen der Kompositionen auf ein Akustikgitarren-Setting besorgt jedenfalls grundlegend eine andere Perspektive auf die Originale, wobei Adams für beide Nummer demonstrativ den wehklangenden Blues-Kern hervorheben. The Crystal Ship behält sich ein bisschen prätentiöse Theatralik bei, gibt sich aber im Hall süffelnd vor allem verletzlich und weich intoniert, während das bestechende Car Hiss By My Window durch die Hinzunahme der Roseanne-Mundharmonika schwerer schreitet und das existenzielle Gewicht der Nummer zusätzlich betont: ein Highlight der Serie!
Das Ausgangsmaterial steht Adams jedenfalls per se exzellent, wobei der Spagat aus archaischer Inszenierung und skeptischer Werktreue mit bodenständiger Simplizität gelingt. Ein bisschen weniger Reverb, alles wäre spitze und es könnte wertungstechnisch guten Gewissens aufgerundet werden.

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