SYML – The Day My Father Died

von am 1. April 2023 in Album

SYML – The Day My Father Died

Vier Jahre nach seinem selbstbetitelten Debüt (auf der sich letztendlich auch noch der Hit Where’s My Love einfand) hat Brian Fennel (zu) viel Material für das offiziell zweite SYML-Album The Day My Father Died zusammengetragen.

Wie gut dem (ehemaligen?) Barcelona-Mitglied die kompakte EP-Form, die Fennel in den vergangenen Jahren ja ziemlich ausführlich nutzte, eigentlich steht, wird nun anhand von The Day My Father Died noch einmal unterstrichen: mit 57 Minuten und 15 Songs ist das Album einfach viel zu ausführlich geraten – es hat in letzter Konsequenz keinen fesselnden Spannungsbogen und verliert sich immer wieder in einer gefälligen Beliebigkeit, deren Eingängigkeit mit wenig nachhaltiger Flüchtigkeit gleichzusetzen ist, gerade wenn einige Passagen (wie etwa um das schöne Kleinod Tragic Magic oder dem hymnisch gemeinten, aber auf wohlwollende Weise egal bleibenden Marion) zu belanglos im Hintergrund plätschern, ohne dabei jedoch wirklich etwas falsch zu machen.
Wirklich daneben geht nämlich nur der nervende Titelsong, der in der Schere aus Form und Inhalt wie ein aufdringlich seine Stadion-„Oooooo“-Stimmungs-Banalität hinausjubelnder Optimismus für das Vorprogramm von Coldplay anmutet.

So aber gelingt schon der androgyn an Sohn erinnernd produzierte Einstieg mit Howling, der den wogend-schlurfend choralen Einsatz von Lucius einen immer kraftvolleren Raum gibt, bis es nach Gospel und Soul klingt. Dennoch ist The Day My Father Died immer dann am besten, wenn SYML auf entspannte, sanfte und luftig-melancholische Indie Folk/ Pop-Songs am balladesken Ende des Spektrums setzt, wie im feinen Ohrwurm Believer, Feel Your Pain, Better Part of Me (mit Sarah Watkins) oder You and I (Charlotte Lawrence schließt sich dem netten Geplänkel an) und Caving In setzt, auch Baby Don’t Lie (quasi blassere Guillemots mit Good Dancers-Nähe und einer fast einschlafenden Gemütlichkeit, wo andere Dringlichkeit in den Zug injizieren würden) oder Corduroy (mehr oder minder ein weiterer früher Bon Iver ohne nennenswerte Hook oder Melodie, zumal die Nummer als Closer noch unterwältigender wirkt, und wie viele andere Stücke einfach ereignislos abblendet).

In Laughing at the Storm klingt das mehrstimmige Falsett plötzlich wie eine geschmackvolle Formatradio-Option für die Fleet Foxes und das eindimensionale Chariot joggt, als würde Pecknold einen zu hilflos das Tempo andrehen wollenden Hybrid aus Snow Patrol und The War on Drugs anbieten, tatsächlich aber den zweiten Ausfall der Platte liefert. Sweet Home imitiert gelungen ein Simon & Garfunkel-Lagerfeuer, in dem Beirut-Arrangements aufblitzen, die jedoch leider ebenso schnell wieder verschwunden sind, wie sie auftauchten. Und im milden Lost Myself (Marke: Manchester Orchestra meets Elbow – ohne wirklich zündende Idee in der unaufgeregt dahinlaufenden Fences-Komfortzone) stiehlt Guy Garvey kurzerhand die Show.
Gerade in der schier endlosen Masse der Platte konsumiert drohen sich diese Facetten beinahe zu verlieren, zumal es Fennel nicht gelingen will, emotional etwas mit dem Hörer anzustellen – alles berieselt barrierefrei. Doch passiert dies derart versiert, dass man The Day My Father Died vor allem passiv konsumiert ob seiner schlichtweg angenehmen Harmlosigkeit einfach zu schätzen weiß (und deswegen zwischen den Punkten liegend wertungstechnisch an dieser Stelle auch kurzerhand aufrundet).

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