The Amenta – Revelator

von am 1. März 2021 in Album

The Amenta – Revelator

Muß wirklich jemand Death Metal-Motive mit Industrial-Versatzstücken und dem Alternative der späten 90er aufwiegen? The Amenta bejahen dies – und kehren deswegen mit Revelator nach neun Jahren Pause zurück.

Es ist ja auch eine wirklich faszinierende Ästhetik, die diese Melange aus Blastbeats und mechanischen Grooves, pathetischen Klargesängen und klaustrophobischem Geschrei (entlang einer generell starken, enorm wandelbaren Performance von Cain Cresall), dissonanten und cineastisch gemeinten Gitarren ausstrahlt. Und wie gerne würde man die Australier für die eigenwillige und herrlich unkonventionelle Verhaltensweise, mit denen sie Referenzen wie Strapping Young Lad, Skinny Puppy, Type 0 Negative oder Killing Joke als veritable Referenzen, nein eigentlich sogar Tragflächen, in den unorthodoxe Death Metal implementieren und den an sich grotesken Hybrid absolut selbstsicher zelebrieren, zumal in den Amplituden dynamischer ausgewogen als bisher – nachzuhören etwa, wenn The Amenta in Overpast ein bisschen wie Mudvayne anmuten, die sich in eine sinistre Atmosphäre zurücklehnen, oder dem generell starken Aushängeschild Sere Money.

Einzig: Der stilistische Spagat geht auf Kosten der Kompromissbereitschaft im Songwriting, lässt die Kompositionen zu oft wie inkonsequent gerissene Segment-Amalgame wirken, die ihre Teilstücke trotz des großen Ganzen vor Augen zu keinem schlüssigen Fluss verbinden können: Twined Towers will beispielsweise rockige Theatralik und avantgardistischen Score verbinden, wirkt aber wie ein frustrierender Clusterfuck aus unkoordinierten, verkopften Ideen und Motiven. Zumal auch noch ambivalente Einwürfe den Spannungsbogen bremsen und die weitestgehend überzeugenden Phase der Platte hemmen.
Der monotone, aber stimmungsvolle Acoustic-Western Silent Twin soll als Atempause ein kaputtes Goth-Lagerfeuer mit dem flehenden Grunge von Alice In Chains zusammenbringen, entwickelt aber vor allem einen angestaubten Nu Metal-Vibe, während Wonderlost als ambienter Suspense gut gemeint, aber effektiv nur redundant erscheint – selbst im Kontext von Revelator. Und dennoch: Man muß diese Platte aufgrund ihrer zelebrierten Eigenartigkeit dann insgeheim doch lieber haben, als es all diese Mäkel eigentlich zulassen sollten.

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