The Datsuns – Eye To Eye

von am 2. Juni 2021 in Album

The Datsuns – Eye To Eye

Souveränster Rock’n’Roll der Marke „Aus den Augen, aus dem Sinn“ – doch das Momentum ist routiniert auf ihrer Seite: Wirklich etwas falsch machen The Datsuns auch auf Eye to Eye nicht nicht.

Dennoch stellt sich nach 39 Minuten zum bisher bereits siebenten Mal die Frage, ob außer den loyalsten Anhänger viele Genre-Freunde auf neue Songs der Gruppe warten – oder sich selbst diese überhaupt auch langfristig an das Material erinnern können – nur um sich beim nächsten Langspieler wohl einmal mehr über die Rückkehr des Quartetts zu freuen.
Die Intervalle zwischen den Album-Veröffentlichungen der neuseeländischen Datsuns werden jedenfalls länger, doch zeigt Eye to Eye, dass dies ohnedies aus einer anachronistischen Perspektive betrachtet werden muss: die ehemaligen (Hard)Rock-Revivalisten sind gewissermaßen längst selbst zu Traditionalisten geworden, die ihre Kunst ohne Trendbewusstsein und Ablaufdatum abrufen können. Wertkonservativ, versiert und kompetent, verzichtet die Band auf elaborierte Schnörkel, aber nicht auf die nötigen Einfälle, um die Auslage in der 70s-Liebe zwecks der Kurzweiligkeit immer wieder zu ändern.

Im zügigen Dehumanise rangeln etwa eine Orgel, Wah-Wah-Gitarren, ein Fuzz-Solo und ein Call-and-Response-Part um die Aufmerksamkeit, während Warped Signals primär den Groove forciert und Sweet Talk sich heavier gibt. White Noise Machine stampft zühüüügig mit Glam-Faktor sowie weichem Harmonie und das unter Strom stehende Brain To Brain nimmt flott die punkige Highway-Ausfahrt – die exzessive Geschwindigkeits-Hatz Bite My Tongue geht sogar noch ungestümer ab und wird live wie alles hier erst richtig zünden.
Das Midtempo von Raygun wird ein bisschen von der Leine gelassen, vertändelt sich jedoch ziellos ins Fade Out geschickt. Suspicion führt Queen-Texturen vor einem soulig Background an Wolfmother heran und erinnert daran, dass The Datsuns eigentlich eine 00er-Retro-Kombo darstellen, bevor man verträumt in den Psychedelik-Jam abtaucht.

In Record Time hätte dort an sich in seiner stoischen Ausdauer ideal übernommen, doch dass dazwischen Other People’s Eyes wieder aufs Gaspedal tritt, mag für sich alleine stehend schon überzeugend sein (weil Eye to Eye im Ganzen die Hooks einfach kann, das nicht sonderlich gut platzierte Alibistück im Speziellen aber essentielle Inspirationen vermissen lässt). Doch verdeutlicht dies eben auch, dass Eye to Eye letztendlich eben nur eine Sammlung von elf Songs ist, die in ihrer homogenen Variabilität weniger auf den übergeordneten Spannungsbogen, als auf  Kurzweiligkeit setzt.
Viel hängen bleibt von den Riffs und Melodien nicht unbedingt, doch keinen tatsächlich schwacher Song tragen zu müssen (das zurückgenommener an der Veranda schippernde Moongazer kommt nicht sonderlich zwingend noch am ehesten dorthin, obgleich die 60s-Hippie-Ästhetik den Datsuns gut passt) bedeutet im Umkehrschluss auch keine auch nur ansatzweise herausragende Nummer. Ein Album ohne Amplituden als solide Wertarbeit also, unspektakulär und zuverlässig im besten Sinne, auch wenn kaum das Interesse geweckt wird, dieses Quasi-Comeback nach dem (schon auch pflichtbewussten) Durchgang wieder aus dem Regal zu holen. Während die Platte aber läuft, verdient sie sich locker die…

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