The Replacements – Songs for Slim

von am 10. März 2013 in EP

The Replacements – Songs for Slim

Mit ‚Songs for Slim‚ sind The Replacements 23 Jahre nach der letzten Studioalbum automatisch auf der sicheren Seite. Denn für die neuerliche „Reunion“ der Minneapolis-Legende stimmte der Beweggrund, es stimmen die Songs und vor allem die transportierte Spielfreude: die Alt-Punk-Rock’n’Roller machen im Vorbeigehen immer noch mehr Laune als so mancher Musiker in der Blütezeit.

Bob „Slim“ Dunlap hatte 1987 keinen leichten Stand, als er den angestammten Replacements-Gitarristen Bob Stinson  justament nach deren Hochphase ab dem Umbruchsalbum ‚Don’t Tell a Soul‚ ersetzen sollte und blieb auch danach stets der „replacement Replacement“. 25 Jahre später zeigt sich aber, wie eng die freundschaftlichen Bande innerhalb der 1991 aufgelösten Bandlegende immer noch sind: Dunlap erlitt im Februar 2012 einen Gehirschlag, die Behandlungskosten für den nie das Rampenlicht suchenden Musiker und seine Familie waren nicht mehr zu stämmen. Nach der 2006er Reunion im Zuge der Best-of Compilation ‚Don’t You Know Who I Think I Was?‚ springen die übrigen Replacements da natürlich ohne zu zögern mit einer Charity-EP in die Bresche.

Von der Ur-Besetzung standen diesmal nur noch Mastermind Westerberg und Bassist Tommy Stinson im Studio – weil Gründungsmitglied und Stammschlagzeuger Chris Mars sich weiterhin jeden Kontakt mit Westerberg verbietet und der letzte Schlagwerker der Band, Steve Foley, bereits 2008 verstorben ist. Hinter der Schießbude sitzt diesmal also Peter Anderson, an der Gitarre trumpft dessen alter Kumpel Kevin Bowe auf. Wobei Chris Mars dann doch noch den 1996er Slim Dunlap-Song ‚Radio Hook Word Hit‚ eingesungen hat. Mars ist am Mikro zwar kein Westerberg, der Song aber dennoch ein flott-gefälliger Rock’n’Roll-Schunkler mit ordentlich gut gelauntem Gun Club-Drive und wie auch die restlichen vier Cover-Songs eine erfreulich unpolierte, spontan wirkende und vor allem unbeschwerte Angelegenheit geworden.

Busted Up‚ ist ein rhythmusbetonter, kautzig rumpelnder Piano-Bar-Bluesrock-Ausschnitt ala Tom Waits, der vor Ohren führt, warum man den Songwriter Slim Dunlap als rootsy Rocker der klassischen Schule kategorisiert. Hank Williams‘ Klassiker ‚Lost Highway‚ passt da nur zu gut ins Bild, The Replacements machen aus der Nummer einen angetauchten Proto-Rock’n’Roll-Songs, der derart bei anderen Bands wohl auch durchaus altbacken hätte wirken können. Den Broadway-Standard ‚Everything’s Coming Up Roses‘ (Stephen Sondheim/Jule Styne) verleiben sich Wetserberg und Co. swingend ein, klingen ausgelassen und motiviert nach Feierabend und Urlaubsbeginn gleichzeitig.

Am besten gelingt dem Quartett jedoch ‚I’m Not Sayin‘‚, indem sie aus dem Nico-geadelten Gordon Lightfood-Ohrwurm einen klassischen Westerberg/Replacements-Hit formen; zeitlos platziert zwischen ‚Tim‚ und ‚Pleased to Meet Me‚. Alleine dieser Songs lässt Fanherzen höher schlagen, aber vor allem in Summe erfreut die künstlerische Qualität der fünf Songs abseits des karitativen Entstehungsgrund.
Wer die auf 250 Stück limitierten, von Chris Mars und den immer noch so famos harmonierenden Paul Westerberg und Tommy Stinson unterschriebenen Vinylscheiben jedoch auch physisch sein Eigen nennen will, muß bei den entsprechenden Ebay-Auktionen ein schnelles Händchen und eine mit zumindest 75 Dollar gefüllte Brieftasche aufweisen können.

07

Songs for Slim – A Fundraiser for Slim Dunlap

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