The Strokes – The Singles – Volume One
Große, unsterbliche Songs, die Indie-Geschichte schrieben und ihre Sidekicks – verpackt mit leicht ambivalentem Collectors Item/ Cash-Cow-Feeling als weniger hübsche Masche: The Strokes re-releasen mit The Singles – Volume One mehr oder minder die, natürlich!, Singles ihrer ersten drei Studioalben.
Über die Qualität der Musik an sich brauchen wir hier freilich nicht zu diskutieren: Is This It (2001) ist ein bis heute nichts von seinem Momentum verloren habender Instant-Klassiker; der Nachfolger Room on Fire (2003) praktisch kaum schwächer, nur weniger legendär; und das ambitionierte Drittwerk First Impressions of Earth (2005) muss sich höchstens vorwerfen lassen, ein bisschen zu lang geraten zu sein.
Ein Wiedersehen mit den seit rund zwei Dekaden praktisch ohnedies unermüdlich auf Rotation laufenden acht Singles der Platten – Hard to Explain, Last Nite, Someday, 12:51, Reptilia, The End Has No End, Juicebox, Heart in A Cage und You Only Live Once – ist insofern eine feine Sache ohne verklärende Nostalgie: das sind allesamt Hits, durch und durch.
Dazu kommen zehn B-Seiten, die damals wie heute auch allesamt zu überzeugen wissen: When it Started ist liebenswerter Television-Pop mit aufgeweckt kommunizierenden Saiten, der auf der amerikanischen Version von Is This It erst als Ersatz für New York City Cops diente, und später auch für Spider-Man im Einsatz war; die Home Demos zu Alone, Together (ohne rockenden Zug aber vogelfreien Solo) und die kurze Skizze Is This It (dessen Rhytmussektion mumpfig im Hintergrund pumpt, derweil auch die Gitarre übermütiger agiert, und doch alles unfokussierter dösender und verwaschener klingt, als auf den präzise aufgeräumten späteren Studioversion), wo auch The Way it Is ein nicht wirklich sauber aufgenommene Fragment für Chronisten bleibt.
Das sich niedlich treiben lassende Modern Girls & Old Fashion Men assimiliert Regina Spektor nahtlos in den damaligen Bandsound, derweil Hawaii als flotter Stimmungsmacher ganz formidabel aufzeigt und I’ll Try Anything Once („You Only Live Once“ demo) (reduziert auf Casablancas am Gesang und Valensi am E-Piano) eine schlichtweg wundervoll melancholisch-romantische Träumerei als heimliches Highlight darstellt.
Das mit extralang das Feedback pflegenden Abgang daherkommende Live-Cover der The Clash-Nummer Clampdown überzeugt ebenso wie die gefühlvoll weich groovende Marvin Gaye-Verneigung Mercy Mercy Me (The Ecology) (mit Eddie Vedder als Gesangspartner und Josh Homme als zusätzlichen Schlagzeuger), führt aber auch zu den kleinen und größeren Schönheitsfehler dieser physisch ziemlich teuer geratenen Box: Die Interpretation des Ramones-Stücks Life’s a Gas fehlt etwa, leider auch (was aber weniger gravierend ist) all die auf den Singles seinerzeit aufgefahrenen Live-Mitschnitte – sowie verständlicherweise die 2004 exklusiv für den Fanclub erschienene Single Elephant Song.
Dafür gibt es zum Einstieg mit (dem frappant an den White Stripes geschulten) The Modern Age und Last Nite etwas wahllos selektiert anmutend zwei von drei Nummern der roher klingenden Modern Age EP für Rough Trade, die seinerzeit den Hype um die Strokes lostrat.
Die ziemlich sklavisch an das neue, pro 7″-Seite (bis auf eine Ausnahme) je einen Song auffahrend gehaltene Format, beschneidet The Singles also (ziemlich unsinnigerweise) in seiner Reichhaltigkeit und ist für Komplettisten so eine frustrierende Angelegenheit zwischen einer unvollständigen B-Seiten-Compilation und dem ersten Part einer Greatest Hits-Sammlung. Aber eben: der Inhalt an sich ist weltklasse!
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