Thom Yorke – Confidenza

von am 6. Mai 2024 in Soundtrack

Thom Yorke – Confidenza

Meistens jazzig, manchmal orchestral: Thom Yorke liefert den Soundtrack für Daniele Luchettis Confidenza, einer Film-Adaption des gleichnamigen Romans von Domenico Starnone.

Dafür bewegt sich der Radiohead-Sänger personell weitestgehend im Umfeld des zweiten The Smile-Albums, indem Produzent Sam Petts-Davies ebenso an Bord ist wie das London Contemporary Orchestra, dazu kommt ein Ensemble, in dem etwa Support-Act Robert Stillman und Bandkollege Tom Skinner musizieren.
Auch stilistisch zweigt Confidenza dann nicht allzu weit von Wall of Eyes ab, reklamiert dabei aber doch seinen eigenen Raum.
Tatsächlich nahtlos würden womöglich nur die beiden mit Gesang von Yorke versehenen Stücke direkt in das Gefüge des Albums passen – also die melancholisch verschwommene Klavierballade Knife Edge, ein sanft wogendes Schlaflied und klares Highlight, das so filigran und zerbrechlich wie unwirklich einfach wunderschön trutzt ergreifend gerät; sowie das die Vocals in einem Streichermeer auflösenden Four Ways in Time -, während die beiden musikalischen übergeordneten Pole von Confidenza sonst so etwas wie homogene Auswüchse in die relativen Extrema bedeutet hätten.

Wo zum Einen die klar im Jazz verankerten Nummern strawanzen (in Letting Down Gently umgarnen etwa Bläser eine verträumte Skizze und Secret Clarinet setzt das titelgebende Instrument rätselhaft ein, derweil der Zeittunnel Prize Giving mit schummrig gedehnter Patina in den Harmonie der angedeuteten Schräglage taumelt, Bunch of Flowers sich flötierend als smooth mäandernder Fiebertraum sammelt, bevor das Doppel aus A Silent Scream sowie On the Ledge den zerfahrenen Free-Jazz delirant zum schleichenden Tumult führen), wogen zum Anderen die sinfonischer, klassischer am Score geschulten Stücke – wie gerade die orchestral im Ambient mit abgedämpftem Suspense prickelnde Titelnummer.

In der Mitte davon treffen sich dann Synergien wie The Big City (über acht Minuten abstrahieren Streicher-Arrangements die blinkend funkelnde Ahnung einer Stimme und Synthies in ruhiger, astral fließender Nachdenklichkeit experimentieren lassen, wie Schaltkreise warm und intim moduliert die Symbiose aus organisch und synthetisch im märchenhaften Klangkosmos von Björk collagehaft verschieben, bis sich der Opener im letzten Drittel doch noch sammelt und fokussiert, neugierig einem ätherischen Mysterium folgt), In the Trees (einem dunkel und bedrohlich düster schreitenden Streifzug zum Drone) oder Nosebleed Nuptials (wo die jazzige Geduld anmutig in feierlicher Herrschaftlichkeit kulminiert und über einen Tunnel zu einem Streicher-Segment findet, das das orchestrale Momentum dann in den Drone im beunruhigen stillen Frequenzbereich kippt), ohne deswegen wirklich die Schnittmenge von Wall of Eyes zu vermessen – noch als Teilstücke des Ganzen das vollwertige Gefühl von Suspiria zu erzeugen. Yorke-Komplettisten freuen sich jedenfalls über diese nicht wirklich essentiellen Ideen und Skizzen.

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