Trhä – mã Héshiva õn dahh Khata trhândlha vand ëfd datnen Aghen Ecíës drhãtdlhan savd

von am 26. August 2022 in Album

Trhä – mã Héshiva õn dahh Khata trhândlha vand ëfd datnen Aghen Ecíës drhãtdlhan savd

Christmas came early? Damián Antón Ojeda hat, während Sadness verdientermaßen immer mehr Aufmerksamkeit bekommt, nicht nur die Zeit für ein Sprachturtorial zu Trhä gefunden, sondern auch dafür, den Atmospheric Black Metal dieser Plattform mit mã Héshiva õn dahh Khata trhândlha vand ëfd datnen Aghen Ecíës drhãtdlhan savdzu endgültig öffnen – so obskur wie brillant.

Nachdem tálcunnana dëhajma tun dejl bënatsë… ja schon die Toleranzgrenzen dessen ausdehnte, was im Rahmen von von Trhä als geschmackvoll geten kann, geht mã Héshiva õn dahh Khata trhândlha vand ëfd datnen Aghen Ecíës drhãtdlhan savd als 48 minütige Suite über mehrere Segmente nun sogar noch polarisierend weiter.
Das vorneweg gestellte Intro beginnt ambient, melancholisch aus der Vergangenheit gezupft zur Nachdenklichkeit schreitend, vergänglich an der nachdenklichen Gitarre in den Hall gezupft. Nach knapp vier Minuten kippt Damian den Leviathan zwar in den zutiefst im Lo-Fi tackernder Blast Beat-Black Metal, wo kreischende Gitarren als weißes Rauschen schrubben und das keifende Geschrei ein paar Sphären weiter entrückt passiert, doch die Melodie hat sofort etwas impressionistisch malerisches, überkandidelt märchenhaft vertrautes, oder dem Vertrauten zumindest fokloristisch nahekommen.

Und nachdem sich die Gitarren auf die Hinterbeine gestellt haben, verranzt riffen und  grauslich strahlen, irgendwann klassizistisch schwelgend nahezu alles andere ausblenden, imitiert Trhä kammermusikalisch plötzlich eine verträumte Zeitlupe, bis nach 8 Minuten sogar eine einsame Oboe (?) durch den Winterball wandert, neugierig verirrt, gelassen traurig und anmutig.
Zwei Minuten später infiziert eine geloopte Speed-Power-Classic-Metal-Gitarre – freilich mit dem inszenatorisch ausgemergelten Sound – das Geschehen, wird immer hysterischer und löst den Knoten auf dem Kirmes orgelnd als wirre Abfahrt durch den Dungeon Synth, schwingt sich hymnisch jubilierend zu sakraer Größe auf, bis alles plötzlich wie ein besoffen torkelnder Weihnachtssong (TATSACHE!) bimmelt: Wahlweise ist dies der endgültige Jump-the-Shark-Moment für Trhä, oder die Over-the-Top-Kirsche auf einem verschmitzt grinsenden Selbstverständnis, das sich selbst nicht todernst nimmt, sondern lieber kontroverse Schattierungen gönnt. In jedem Fall: gewöhnungsbedürftig, grotesk – und herrlich eigenwillig.

Wenig später arbeitet die unermüdliche Kickdrum durch diesen nebulösen Winternachtstraum akribisch weiter, bevölkert das Panorama mit alptraumhaft gurgelnden Wesen und nimmt letztendlich lieber die mittelalterlich schimmernde Ausfahrt zum phasenverschobenen Starkstrom-Zug nach vorne, an dessen Ausblick die Einkehr zum einsam gezupften Gitarrenspiel steht: Die Amplituden, Extreme und Facetten dieses Projektes waren jedenfalls noch nie expliziter und risikofreudiger inszeniert als hier.
Doch es geht auch konventioneller – hin gar zum Triumph: Nach 23 Minuten ist  Mã Héshiva õn dahh Khata trhândlha vand ëfd datnen Aghen Ecíës drhãtdlhan savd wieder ein astreiner Black Metal-Mahlstrom, der epochal am Noise Rock angeschrammt trilliert, seine Melodien mit der Melodramatik der Stummfilm-Ära schichtet, mit feierlicher Grandezza erblüht: wie eine klerikale Parade, fast überschwänglich, Liturgy als wirklich herrliche Hässlichkeit spiegelnd.

Nach 34 Minuten beginnen sich scheinbar orchestrale Facetten in die Texturen zu schaben, doch bleibt dies eine Finte. Stattdessen öffnen die Türen der Wahrnehmung eine astrale Space-Trance mit gotischer Haltung. Was Trhä in dieser zweiten Hälfte der Platte im ursprünglich angestammten Genre für ein Schaulaufen abzieht, ist dann nichts anderes als eine große Klasse.
Das relativ abrupte Ende nach 40 Minuten nimmt man dann auch fraglos in Kauf, weil sich Damian für das Outro in neoklassizistischer Einsamkeit an das Klavier setzt, die Tasten schlicht der Anmut feilbietet, den Raum um das Spiel aber ebenso elementar wie die bekümmerte, betörende, Melodie einfängt. Das sind Wege, die wohl nicht jeder Fan des Projekts ansatzlos feiern wird, die mit ein wenig Abstand aber eigentlich nur den Schluss zulassen, dass das Fließband Trhä noch nie faszinierender, weitläufiger, eklektisch-originärer und einfach besser war als auf mã Héshiva õn dahh Khata trhândlha vand ëfd datnen Aghen Ecíës drhãtdlhan savd.

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