Vildhjarta – Den Spanska Känslan
Vildhjarta sind mit diesem Jahrzehnt offenbar noch nicht fertig: Buster Odeholm hat neben Humanity’s Last Breath und Thrown noch genug Kraftreserven, um mit den Thall-Urhebern in Form der mutmaßlichen Standalone-Single + Den Spanska Känslan + praktisch aus dem Nichts kommend ein ziemliches Monster des progressiven Djent Metal veröffentlichen.
Nachdem hinter ihrem Debütalbum Måsstaden (abgesehen vom Kurzformat Thousands of Evil) praktisch zehn Jahre Funkstille seitens Vildhjarta herrschte, geht es seit ihrem 2021er-Comeback Måsstaden Under Vatten gewissermaßen Schlag auf Schlag bei den Schweden: den Schwung des über die Forte-Updates aus dem vergangenen Jahr konservierten Momentums übersetzen Daniel BergströmCalle Thomér, Vilhelm Bladin und Buster Odeholm nun in einen knapp achtminütigen Brocken, der seinen Titel + den spanska känslan + (also: The Spanisch Feeling) im letzten Drittel mit einem Finale klärt, in dem die Band eine Art sehnsüchtigen Flamenco in das Thall-Gefüge einspeist, das zuvor fast schon mit Celeste-artiger Death-Affinität malträtiert wurde.
Der Weg dorthin ist von einer ätherischen Post Rock-Atmosphäre gepflastert, die immer wieder von technisch präzisen Planier-Attacken niedergeknüppelt und verschüttet wird, von plättenden Schüben aus rhythmisch vertrackter, synkopischer Brutalität, in denen vor allen das absolut beeindruckende Riffing seine chuggy Gravitation über den ambienten Unterbau stülpt, der wie eine melancholische Fata Morgana träumt.
Neben einer klaren Handschrift, die in den Ausläufern aber durchaus den eigenen Horizont ausdehnende Schraffuren gen Stoort Neer zulässt, und gefühlt sogar den Faden der Coda von Paaradiso direkt aufnehmend gleichzeitig den Rahmen zu den cleanen Melodien von Måsstaden steckend, ist auch der Spannungsbogen der Nummer so rund und erfüllend, um ungeachtet eines etwaigen größeren Kontextes für sich alleine stehend absolut überzeugen zu können.
Und um es noch einmal explizit zu erwähnen: die Gitarrenarbeit ist in dieser Ausrichtung vielleicht sogar eine der besten der Band bisher, weil catchy und im Suchtpotential ständig überraschende neue Variationen des Themas anbietend – von der Dissonanz über den Swing und das Mikrotonale bis zum absurden Kirmes wandernd. Die paar wenigen zu sehr nach Bruchstellen klingenden Stops im Gefüge sind subjektib gesehen (und mit Genre-Fanbrille bewertend) eigentlich der einzige Schönheitsfehler in diesem progressiven Djent-Lehrstück: Vildhjarta haben mit dem so detaillierten und dennoch kaum verkopften + den spanska känslan + mehr als nur eine triumphale Fußnote (samt tollem Artwork) ihrer Diskografie erschaffen, sondern eigentlich sogar ein kleines Karriere-Highlight.
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