Wampire – Curiousity
Die Blogosphäre ist in leiser Aufregung, das Hypebarometer schlägt aufgeregt aus: Wampire, so heißt es, muss man 2013 auf dem Radar haben. Diesen Wirbel rechtfertigt ‚Curiosity‚ dann als souveräne aber wenig herausragende Genremischkulanz nur im Ansatz.
Der Preis für das hässlichste Albumcover ist dem Duo aus Portland wohl sicher. Augenkrebs gibt es auf ‚Curiosity‚ von Rocky Tinder and Eric Phipps jedenfalls für alle frei Haus – weil Wampire musikalisch aber doch stilvoller zu Werke gehen als optisch suggeriert, stellt das heiß angekündigte zweite Album die potentielle Newcomer-Platte der Stunde dar: für diejenigen, denen Ariel Pink zu abgefreakt durch das Pop-Kaleidoskop blickt, John Maus die 80er zu wenig psychedelisch durch die Synthesizer jagt und im hippiesken Melodie-Rausch von MGMT immer schon der Rock zu kurz gekommen ist. Im direkten Vergleich zu den Liveversionen hat Unknown Mortal Orchestra-Mann Jake Portrait seine Produzententätigkeit dabei jedoch zu fahrig ausgelegt: trotz Bandsound haben Wampire viel von ihrer zurückgelehnten Dringlichkeit eingebüßt.
Würde der Bass dabei nicht trotzdem immer noch gar so munter gurgeln und das Schlagzeug derart pappig treibend die Zügel anziehen – Wampire würden mit ihren perlenden Synthiemelodien Musik spielen, die mutmaßlich nicht mehr als ein ausgewaschenes Keyboard benötigt. Sicher hat das seine Ausreißer: ‚Spirit Forest‚ ist eine Ecke mehr Lo-Fi als der niemals wirklich unterproduzierte Rest, Sänger Rocky Tinder klingt dazu wie der verschollene Clap Your Hands Say Yeah-Vorstand Alec Ounsworth bei einem Gastspiel mit der Spinto Band. Ein ‚Snacks‚ stellt ausnahmsweise die schrammelnde Gitarre beinahe gleichberechtigt neben hibbelige Tastentöne, aber leider: Parquet Courts beerben in diesem Segment Guided by Voices schlichtweg packender. Dass ‚Giants‚ auf den Strand zieht und das Surfbrett gleichermaßen zum Zuckerwattenstand wie in die fröhliche Geisterbahn schleppt ist dann ein gelungener Schachzug, aber auch nur ansatzweise so seriös wie die beinahe ernsthafte Ballade ‚Trains‚ – und damit doppelt so unterhaltsam wie das doch dröge Beatvalium ‚Magic Lights‚.
Wampire haben ein manchmal pfeifendes und ausfransendes (‚Orchards‚), manchmal zielloses, nur selten wirklich hitverdächtiges (‚The Hearse‚) Stück Synthiepop als Visitenkarte abgeliefert. Einige Highlights müssen noch mehr gefällige Dudelei stemmen. ‚Curiosity‚ bleibt hinter seinen vielversprechenden Ansätzen zurück, setzt sich dabei aber angenehmerweise nie derart penetrant in Szene, wie es das Holzhammer-Humor-Cover suggeriert. Vollkommen unnötig sind derartige Kniffe für Wampires dennoch nicht. Denn mag das solide Quasi-Zweitwerk letztendlich auch spätestens ab 25 Grad im Schatten den einen oder anderen flirrenden Ohrwurm landen können, fehlt hier bis auf weiteres doch die Substanz, um zwischen den kopierten Vorbildern eigenständig glänzen zu können. Bei derartig halluzinierenden Gewöhnlichkeit muss man eben anfangs noch unter der Maske des Kuriositätenkabinetts hausieren gehen. Auf dem Radar behalten sollte man Wampire trotzdem.
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