Omar Rodriguez Lopez – Octopus Kool Aid

von am 28. Juli 2012 in Album

Omar Rodriguez Lopez – Octopus Kool Aid

Wieder einmal zu versponnen, um Erwartungshaltungen zu erfüllen und irgendwie sogar mit dem kleinen Zeh im Pop. Dafür muss Omar Rodriguez-Lopez nicht einmal großartig andere Gewässer befahren, als auf seinen letzten beiden Soloalben.

Die Veröffentlichung von ‚Un Corazón de Nadie‚ und ‚Saber, Querer, Osar y Callar‚ sind keine zwei Monate her, da beendet ‚Octopus Kool Aid‚ die angedachte Albumtrilogie auch schon wieder. Inwiefern die drei Werke tatsächlich aufeinander bauen, bleibt dann ebenso Omars kleines Geheimnis, wie auch, weswegen die schon im Februar 2011 fertig gestellten zehn Songs hier erst jetzt über Omars Bandcamp ans Licht der Öffentlichkeit geraten. Auch, wenn die Alben Zwanzig bis Zweiundzwanzig nicht allzuweit voneinander entfernt wuchern, unterscheiden sie sich doch markant voneinander. Drillinge quasi, halt eben nicht eineiige. ‚Octopus Kool Aid‚ ist als jüngste Veröffentlichung jedenfalls auch die am wenigsten eigensinnige, lässt Rodriguez-Lopez doch nicht nur Jon Debaun sondern auch seinen Bruder, The Mars Volta-Buddie, Teilzeitschlagzeuger und Langzeitkollaborateur  Marcel als Engineer der „neuen“ Platte co-operieren – ein Novum in der ausufernden Solo-Discographie des einst alle Zügel so eng haltenden Zampano, der hier ansonsten aber wieder beinahe alles alleine macht. Aber eben nur beinahe: gesanglich überträgt er das Mikro diesmal an Le Butcherettes Kollegin Teri Gender Bender .

Eine gravierende Entscheidung: Bender kettet mit ihren Gesangsmelodielinien die wild pluckernden, gegen jeden Strich gebürsteten Elektro-Irrsinstaten näher an konventionell wirkende Songstrukturen, macht Songs wie ‚Where Are The Angels?‚ oder ‚Células Hermosas‚ geradezu nachvollziehbar und zugänglich. Mit weniger Schrulligkeit wären das sogar extrem verspulte Annäherunsversuhe an Pop- und Rocksongs, die sich freilich trotzdem immer noch mit Händen und Füßen, Bits und Bytes, Störgeräuschen und  lautem Querfeldeinfiepen gegen die Zutraulichkeit wehren. Eine schmale Grenze zur altbekannten Schrägheit und Widerborstigkeit bleibt immer, das zeigen nicht zuletzt kratzbürstige Widerspenstigkeiten wie die kurz gehaltenen ‚Buenos Aires‚, ‚Células Hermosas‚ und ‚Un Café Atonal‚ – experimentelle Synthieachterbahnfahrten ohne erkennbares Ziel.

Dennoch gibt sich Rodriguez-Lopez mit Hilfe von Bender zugänglich wie man das sonst nur selten aus seinem Œuvre kennt. Selbst alptraumhaft pochende Trips wie das sinistre ‚Waves‚ fesseln im Kontext, die Annäherung über psychedelische Elektronikexperimente an seine Arbeiten im Rockkontext gelingt ohnedies durch die Bank auffallend packend – am besten ist Omar offenbar doch noch immer dann, wenn er sich nicht vollends aus der Nachvollziehbarkeit verabschiedet: ‚Octopus Kool Aid‚ reicht hinter dem wie immer kongenial von Sonny Kay designter Artwork dem Hörer gar die Hand und hinterlässt zudem das Gefühl, dass in dieser Konstellation Potential für ein noch berauschenderes Werk dieser Prägung freigelegt wurde.  Die einjährige Pause 2011, sie hat kaum etwas mit der herausragenden Qualität seiner dritten überdurchschnittlichen Platte 2012 zu tun, und doch möchte man meinen, sie scheint Rodriguez tatsächlich gut getan zu haben. Geht es im Tempo der letzten zwei Monate im Veröffentlichungsrausch weiter, hat man dieses Jahr aber eventuell ohnedies noch bis zu acht Mal Gelegenheiten, um diese These zu überprüfen.

 

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