Paper Arms – Great Mistakes

von am 30. Mai 2015 in Album

Paper Arms – Great Mistakes

Spektakulär geht anders, punktgenau treffend genau so: Paper Arms halten ihr Niveau als Vorzeigeschüler weitestgehend, verfeinern auf ‚Great Mistakes‚ ihren kumpelhaften Punkrock allerdings noch einmal um feine Nuancen.

Man musste das sympathische ‚The Smoke Will Clear‚ nicht zwangsweise auf der Rechnung haben, damit einem das Europa-Debüt am Ende von 2013 wie kaum ein anderes Album im Windschatten von Hot Water Music, Make Do and Mend und Walter Schreifels Großtaten ans Herz gewachsen war: die Australier um Reibeisenstimme Josh Mann wussten in – auf erdenklichst positive Art und Weise – grundsolide Art und Weise, wie das mit bodenständigen Punkrocksongs geht. 2 Jahre später sieht die Ausgangslage für die umformierte Kombo (Max Hunt wurde durch James Hastings ersetzt) sogar noch besser aus. Nicht nur deswegen, weil Kollegen wie Title Fight mit ‚Hyperview‚ in andere Gewässer abgewandert sind und damit durchaus eine Lücke hinterlassen zu haben, die es zu füllen gibt.
Great Mistakes‚ nimmt nun also die Stärken seines Vorgängers, rundet den Sound hinter dem stark verwurzelten, ruhelos bleibenden Händchen für arschtretend-sentimentale Melodien und Hooks räumlicher ab, geht vom regelrecht optimistischen Opener ‚Dedication‚ generell einen stilistisch offeneren Weg und erweitert die Standards von Paper Arms vor allem zwischen den Zeilen und dem erstaunlich routiniert agierenden Songwriting um einige Charakterzüge.

You Don’t Speak For Me‚ macht so in Richtung Alternative Rock auf, fährt dazu aber jene verbrüdernde Art von kumpelhaften Backingvocals auf, von der man eigentlich längst übersättigt sein müsste – dass diese bei Paper Arms nicht zum Gimmick verkommen, sondern immer noch (und immer wieder) nahtlos funktionieren, ist einer der unterschwellig so grandiosen Kniffe dieser Band. ‚Shifty‚ spielt seine Früh-90er-Verliebtheit dagegen mit episch in die Höhe gestreckten Gitarren, ‚This Time‚ forciert die immanente Grungekante der Band sogar noch stärker und haut als ein Amalgam aus frühen Silverchair und Nirvana auf den Putz, das Ende brüllt der stimmlich (ebenso wie seine Band erst auf den zweiten Blick) noch einmal gewachsene Mann zu einem Brett von einem Song. Dem wendig aufgebauten ‚Wake and Run‚ verleiht sein wettergegerbtes Organ damit etwas subtil giftiges, während Paper Arms über schlaue rhythmische Breaks den anvisieren Zug zur Hymne nur zu gerne um ein paar Umwege erweitern.

Wenn der verspielte Titelsong seine Gitarren mit kraftvoller Melancholie schwänzeln lässt, der grummelnde Bass ‚Volumes‚ als Motor antreibt, das nach vorne geklopfte ‚Strings‚ heimelig seine Ärmel aufkrempelt oder ‚Blackout‚ einen Gang zurückschaltet, um im Hintergrund gen Postrock-Atmosphäre zu schielen, wird spätestens bei dem fast zu generisch wirkenden Ausbruch am Ende der Nummer auch deutlich: was über dezent zu lange 44 Minuten doch ein wenig fehlt, sind die Genieblitze, um ‚Great Mistakes‚ über echte, ehrliche Wertarbeit hinaus zu heben – zumal der Platte im letzten Drittel phasenweise immer wieder die Puste auszugehen droht vielleicht auch der eine oder andere aus der ausfallfreien Masse hervorstechende Übersong oder Hit.
Great Mistakes‚ schafft aber auch so den Start-Ziel-Sieg, wächst lieber ohne falsches Spektakel und absolut geduldig ans Herz, bricht in ‚Fader‚ dazu die Quintessenz der Platte gleich auf eine simple Feststellung herunter: „No money in my pockets/ No savings in my crawl space/ No stocks up in the market/ I got a big fat smile upon my face/…/With friends like this/ who needs anything?„. Das hat Klasse – und das Herz am rechten Fleck. Weswegen ‚Great Mistakes‚ – eigentlich paradoxerweise, wenn man bedenkt, dass dies erst die dritte Veröffentlichung dieser jungen, aber so verdammt erfahren klingenden Band ist – auch ein bisschen nach dem herangereiften Prinzip funktioniert: Alte Liebe rostet nicht.

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