Aninha Ansiedade e sua Banda Fantasma – O brilho no fundo do prato

von am 14. Januar 2023 in Album

Aninha Ansiedade e sua Banda Fantasma – O brilho no fundo do prato

Zugegeben: man bleibt an O brilho no fundo do prato, dem zwei Langtracks umfassenden (und gratis via Bandcamp zu habenden) Debüt des erst 2023 gegründeten brasilianischen Projekts Aninha Ansiedade e sua Banda Fantasma, zuallererst einmal wegen des Artworks hängen.

Auch dahinter hat O brilho no fundo do prato aber genug Reize, um mit seiner wenig originären Soundcollagen-Melange aus Dark Ambient, Death Industrial und Drone-Versatzstücken in seinen Bann zu ziehen, obwohl gerade im ersten Stück, dem knapp 16 minütigen O brilho, alles noch etwas unausgegoren improvisier anmutet, weil die Nahtstellen zwischen den einzelnen Passagen, Segmenten und Ideen nicht wirklich rund ineinander fließend übergehend, sondern oft zu abrupt den Klangteppich wechseln – mal als sinister schabendes Stroboskop, das sich selbst kryptisch in den abgründigen Rausch verschlingt, dort einen abgehangenen Rhythmus entdeckt, dessen irgendwann auftauchender verschrobener Groove durch die unheilschwangere Tristesse taucht und sich durch postindustriellen Futurismus im Staub wühlt, minimalistische Elektro-Pop-Reduktion im sphärischen Lo-Fi-Ambient transzendiert und schwurbelnde Radiatoren mit Sprachsamples wie Field Recordings in einem Windkanal-Terminal imaginative Bilder zeichnen lässt.

Ein szenischer Wechselbalg, dessen Momente ruhig ergiebiger erforscht hätten werden können. Zumal das mit 13 Minuten kürzer ausgefallene No fundo do prato  auch demonstriert, dass Aninha Ansiedade e sua Banda Fantasma nicht nur das Flickwerk können, sondern es auch verstehen ganzheitlicher zu arbeiten. Aus dem destruktiven Wahn schalten sich da nämlich psychedelische Lavalampen im sedativen Fiebertraum ein, überblenden in Zeitlupe, wie verwunschene Animal Collective in einer märchenhaften Klangmalerei, die ihre Frequenzen über kurze Ahnungen akustischer Pop-Nuancen verschieben, um zu einem dystopischen Sinfonie-Abgrund jenseits von Blade Runner im Arthouse zu finden, wo das tiefenwirksame Volumen bauchigen Noise gebiert. Die aus dem Nichts kommende, versandende Schlusspointe mit grummelnder Bass-Düsternis ist da fast schon augenzwinkernd zu verstehen. Mehr noch macht sie aber Lust auf mehr – da darf man ruhig mal den Welpenschutz geltend machen und wertungstechnisch zwischen den Punkten liegend aufrunden.

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