Ben Salisbury, The Insects, and Geoff Barrow – Devs

von am 13. Mai 2020 in Soundtrack

Ben Salisbury, The Insects, and Geoff Barrow – Devs

Alex Garlands Hulu-Serie Devs ist eines der Highlights dieses Jahres – mindestens! Dazu trägt auch der, via Invada veröffentlichte, absolut formidable Soundtrack von Ben Salisbury bei.

Den hat der abonnierte Garland-Experte mit (phasenweiser) Unterstützung seines Kumpels Geoff Barrow und dem Kollektiv The Insects aufgenommen – im Verbund sorgen die Briten für eine kongeniale musikalische Untermalung des SciFi-Schmuckstückes.
Die 98 Minuten des Scores erwachen dabei als betörende Streicher-Elegie, die in ihrer melancholisch suchenden Zuversicht eine vermeintlich unschuldige Grandezza glimmernd zeigen, und zu diesem orchestral-ambienten Ansatz zurückfindet, aber die Amplituden auch immer wieder ausschlagen lässt.

Mal weicht das einer eindringlicheren, auch atonal aufbegehrenden Gravitation (Cause and Effect wird Ari Aster gefallen), gerade sobald Devs mit blinkender Anmut in das Spektrum tritt. Dann wieder stehen bisweilen beklemmende E-Musik-Segmente und chorale Grundierungen (ein Zenit: das mit klerikaler Pastoralität beschwörende The Day Will Break), oder eine beinahe rituell meditierende, schamanenhafte Tempelmusik, die ab Two Concurrent States (Plainsong, Pt. 2) nervöse, gar psychotisch flimmernde Risse bekommt oder in Tramlines eine windspielartige Nachdenklichkeit forciert und den Suspence und kalt-distanzierten Thrill treibt.

Christ erweist sich als erhebende Skizze und Sudoku zeigt eine entfernte Verwandtschaft mit Trent Reznor und Atticus Ross. Besonders markant pulsiert Suffocation futuristisch-technoide als elektronisch wummernde Zeitlupenaufnahme mit bedrohter K.I. und an All Possible Worlds wird die oft geloopte Stimme von Suvi-Eeva Äikäs zu einem immer flächendeckender dominierenden Motiv – das mit der Klaustrophobie liebäugelnde Specifically You, Object Input, das engelsgleiche Keep Extrapolating oder das Sigur Rós‘eske Aubade führen diese organische Sinnsuche fort.
Wenn sich der Soundtrack von Devs etwas vorwerfen lassen muß, dann, dass er für sich selbst stehend nicht die selbe Intensität erzeugt, wie die Musik in Symbiose mit der visuellen Seite der Serie es tut. Auch, weil die hier versammelten 37 Stücke ohne den cinematographischen Kontrast der Stille bisweilen fragmentarisch arrangiert bleiben, abseits des übergeordneten Ganzen wie eine niemals wirklich erschöpfend entwickelte Sammlung von Themen, Motiven und Ideen wirken, die ihr Potential eher anteasern, als wirklich ergründen.

Nur The Universe Is Deterministic (Plainsong, Pt. 3)  führt als längstes Stück des Soundtracks alle Fäden so majestätisch wie intrinsisch-bedrohlich als fließendes Konglomerat in aller Ausführlichkeit zusammen, exerziert ein atmosphärisches Wechselbad der sorgfältig konstruierten Stimmungen, Schattierungen und Facetten – bildet also einen destillierten Mikrokosmos der allgegenwärtigen, formlosen Klasse ab, die über das traumwandelnden Erwachen von digital kultivierter Natur in Resurection gerade hinten raus mit einer solch versöhnlichen Schönheit bezaubert, dass der Klimax dieser Reise als vorsichtige Katharsis zu einem wahrhaft erlösenden Finale führt. Kurzum: Pflichtprogramm – auch auf dem Soundtracksektor alleine.

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