Blue Lake – Weft

von am 18. Januar 2025 in EP

Blue Lake – Weft

Als Vorbereitung auf den noch 2025 erscheinen sollenden regulären fünften Blue Lake-Langspieler veröffentlicht der in Kopenhagen lebende Texaner Jason Dungan das Mini-Album Weft.

Mit knapp 32 Minuten Spielzeit ist das dafür eingefangene Kaleidoskop aus naturalistischen Momentaufnahmen zwar streng genommen nur 8 Minuten kürzer als der 2023er-Durchbruch Sun Arcs, doch sucht Weft (die Referenz an Dungans dänische Partnerin Maria Zahle, deren Torso auch das Cover ziert, im Titel tragend) seine Individualität vor allem darin, dass es Blue Lake mehr oder minder in der Entwicklung zum Band-Gefüge zeigt.
Weitestgehend live aufgenommen wird dieser Umstand vor allem in Tatara (das zusammen mit dem zwischen Gustavo Santaolalla und James Blackshaw freigeistig und friedlich in der meditativ klimpernden Sensations-Unlust schippernden The Forest übrigens fast zwei Drittel der Platte einnimmt), für das das Instrumentarium aus u.a. Piano, Melodika, Cello, Percussion, Orgel, zwölfsaitiger Gitarre, Zither oder Flöte im warmen Klangraum zu einer kommunikativen, beinahe fernöstlich anmutenden Harmonie zusammenfindet.

Jedes Mitglied der Blue Lake Band – Carolyn Goodwin (bass clarinet), Tomo Jacobson (double bass) und Pauline Hogstrand (viola) – arbeitet allerdings auch mit einem unbedingten Gespür für Minimalismus und Zurückhaltung in der Impro-Attitüde, um den avantgardistischen Folk und Americana nicht aus seiner ambienten Wirkungsweise zu zerren: Weft ist ein hintergründiger Roadtrip – in dem Sinne, dass man selbst sich nicht bewegt, dafür aber der Welt zusieht, wie sie sich in Zeitlupe um einen herum bewegt. Zufrieden, beseelt.

Dass derart veranlagt wenig Konkretes hängen bleibt, liegt im Wesen der Dinge. Auch, wie Strata vor allem auf einer Meta-Ebene interessant ist (weil es die Premiere einer selbst entworfenen 36-Saiten-Zither darstellt) und das angenehme Oceans (unverfänglich abholend, aber offen lassend wohin) wie eine unfertige Skizze wirkt, schmälert das elegante Charisma dieses imaginativen Soundtrack-Begleiters dennoch kaum. Weil alles derart atmosphärisch einnhemend und stimmungsvoll ist, einem regelrechten Eskapismus aus der Wirklichkeit gleichkommt.
Sobald das zurückhaltende Titelstück mit seinem leichtgängig relaxenden Groove als locker beschwingte Grundierung die perlenden Saiten tänzeln und schweben lässt, hat die Symbiose aus neugieriger Aufbruchstimmung und bittersüß verweilende Sesshaftigkeit im ziellosen Dahinlaufen einfach einen Reiz, dem man sich nicht entziehen will. Mag dieser womöglich auch keinen so langen Atem haben, wie es bis zum Erscheinen des regulären Sun Arcs-Nachfolger braucht, spielt das gerade bei den grandiosen Longtracks hier keine Rolle.

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