Cloakroom – Last Leg of the Human Table

von am 19. März 2025 in Album

Cloakroom – Last Leg of the Human Table

Nicht zuletzt wegen Doubts, dem Juwel von Dissolution Wave, haben Cloakroom offenbar beschlossen, dass Shoegaze nicht in den Zwinger der Konvention gehört und Last Leg of the Human Table deswegen zu einem Kaleidoskop der Möglichkeiten gemacht.

Während die zwei jeweils knapp eineinhalb Minuten langen Zwischenspiele On Joy and Unbelieving (ein absolut hinreißend niedliches Gitarren-Geplänkel) und On Joy and Undeserving (das heilsam plätschernd ein Bein in den Jazz, eins in die Elektronik und eines in den Americana ausstreckt) als zusätzliche Bindemittel für ein Mehr an verbindender Homogenität im Potpourri sorgen, indem sie in ihrer fragmentarischen Form das ausschnitthafte Wesen der Platte an sich homogenisierend unterstreichen, haben sich Doyle Martin und Bobby Markos den seit dem Einstieg von Drummer Timothy Remis kultivierten Hang zur gut verdaulichen Songlängen bewahrt, nun jedoch gleichzeitig das Spektrum der stilistischen Ausrichtungen auf dem sprunghaften, aber deswegen nicht willkürlichen Last Leg of the Human Table noch ein Stück weiter verschoben.

The Pilot erzeugt seinen Reiz mit dem Kontrast aus einem kraftvoll doomigen Grunge-Nachbrenner und dem nostalgisch verträumten Schunkeln der bittersüß hauchenden Dreampop-Vocals, der Gaze-Rocker Clooverlooper gibt sich in seinem 90er-Flair ähnlich, nur kompakter angelegt.
Ester Wind gönnt sich viel Fläche für ein schwelgendes Solo und den enigmatischen Abgang, fetzt sonst aber einen auf Don’t Let Go machend überraschend flott und powerpoppig gen Weezer. Eben dort landet auch Unbelonging, wenn das Trio aus Michigan die Alternative Rock-Konturen knackiger bratend anzieht, wobei der von Robert Palmers Johnny And Mary inspirierte Song in seiner locker-unaufgeregten Eingängigkeit sonst eher an den Jangle-Pop von Crush erinnert.

The Lights Are On schippert im getragenen Tempo zur Psychedelik – samt feierlicher, herrschaftlich Haltung in Sicht, aber nicht in Griffweite der erahnbaren Indietronic – und das Highlight Bad Larry schwoft wie eine beschwingte 50s-Hommage für hoffnungsvollere Städte als Twin Peaks: Die Lemon Twigs können sich das auf ihre R.E.M.-Playliste packen!
The Story of the Egg joggt straight als Space Rock mit Drone-Sympathien und fluffig verspielter The Cure-Attitüde (sofern es so etwas gibt) mit einer halluzinogen Fläche als Herzstück, bevor der tolle Closer Turbine Song ambient entschleunigt meditiert.
Man kann den individuell überzeugenden Songs danach höchstens vorwerfen, dass sie (Interludes hin oder her) zusammengenommen höchsten (sicher aber nicht nicht mehr als) die Summe ihrer Teile ergeben, nicht dem großen Ganzen verschrieben sind, als Momentaufnahmen allerdings griffiger hängen bleiben, als die meisten Vertreter der drei Vorgängeralben (ohne dabei die Klasse der Messlatte Doubts zu erreichen). Kurzweiliger und abwechslungsreicher als hier wird Shoegaze im Jahr 2025 aber kaum werden.

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