Crippled Black Phoenix – The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature

von am 22. November 2024 in Album

Crippled Black Phoenix – The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature

The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature: Crippled Black Phoenix nehmen zum zwanzigsten Geburtstag der Bandgründung überlebensgroße hauseigene Klassiker aus dem Zeitraum von 2007 bis 2010 neu auf.

Jener Phase der Diskografie also, als Crippled Black Phoenix mit dem klassischen Line Up (um Mastermind Justin Greaves und Ausnahme-Sänger Joe Volk) – man kann es nicht anders ausdrücken – schlichtweg perfekt in dem waren, was sie taten: A Love of Shared Disasters, The Resurrectionists, Night Raider und I, Vigilante sind bis heute einfach makellose (Mini) Alben und die ultimativen Sammlungen formvollendeter Endzeitballaden.
Auch wenn es insofern nichts an den Ur-Versionen zu verbessern gibt, erweist sich The Wolf Changes Its Fur but Not Its Nature vor diesem Hintergrund (in seinem eigentlich zum Scheitern verurteilt sein müssendem Bestreben, Material der besagten Anfangszeit der Band-Historie aus der aktuellen Perspektive ein Update zu verpassen,) jedoch als erstaunlich überzeugende Tat: Es gelingt Greaves durchaus, den (relativ willkürlich auch teilweise titeltechnisch) aktualisierten Versionen knapp eineinhalb Jahrzehnte nach den Originalen eine Existenzberechtigung samt Mehrwert beizubringen, den Sinn dieser Jubiläums-Veröffentlichung einzufangen.

Gleich We Forgotten Who We Are führt den MO der Entwicklung vor: Crippled Black Phoenix verpassen dem Song nun einen volleren Sound, der nicht mehr darauf aufpassen muss, die magische Fragilität von Volk zu erdrücken, sondern voller Goth-Grandezza im voluminös erhabenen Post Rock aufgeht. Die mächtige Klimax poltert in ihrer feierlichen Majestät so regelrecht martialisch – das immer schon unmittelbare Ende der Nummer wirkt aber frevelhaft abrupt überstürzt. You Put the Devil in Me rockt danach sogar noch mehr, hat vehementeren Konturen und Belinda Kordic auf seiner Seite, hinten raus sogar mit ordentlichen Zug fetzend.
Damit ist der Zugang der aktuellen CBP-Inkarnation (Andy Taylor, Helen Stanley, Matt Crawford, Georg Paco Nitschke, Wesley J. Wasley, Ryan Patterson, Justin Storms, Kostas Panagiotou, Robin Tow und Martin Hyde sind derzeit die Erfüllungsgehilfen von Greaves und Kordic) zu dem Material eigentlich definiert: breitbeinige Posen sind durchaus erlaubt, der Samthandschuh mit geballter Faust hochgereckt.

444 stampft so ebenso schwer schreitend wie elegant leichtfüßig zu einer Orientalik in Godspeed-Nähe und Goodnight, Europe (Pt2) versucht der getragenen Melancholie knackiger zu entkommen, zieht sich aber. Das retrofuturistisch mysteriöse Synth-Instrumental-Interlude (-) ist gewissermaßen eine ausführlichere Fortsetzung des Ellengæst-Zwischenspiels, im Kontext hier aber den Spielfluß wahllos ausbremsend ziemlich kontraproduktiv, schlichtweg redundant. Wobei die Atmosphäre sich zumindest in Song for the Unloved fortsetzt, wo das dunkle Timbre am Americana-Lagerfeuer sitzt, sich aufbaut und letztlich gregorianische Arrangements samt einem exekutierten Saxofon-Solo auspackt: definitiv die wagemutigste Neufassung – und eigentlich auch die interessanteste.
Zumal Whissendine trotz mehr Pomp und Triumphgefühl danach zu nahe am Original ein bisschen scheitert und Blizzard of Horned Cats als kompakte große Geste eher ein Abspann für das übergeordnete Sequencing ist – für sich genommen aber keine wirkliche Inspiration erkennen lässt.
Allerdings funktioniert The Wolf Changes Its Fur but Not Its Nature zugegeben sowieso nur unter dem Aspekt, dass man das Album nicht als Versuch betrachtet, das Original-Material verbessern zu wollen. Dann kann man auch über die schwächelnde Schlussphase und das grottige Artwork hinwegsehen, und mit Fanbrille bei der Punktevergabe aufrunden.

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