Dawn Ray’d – Wild Fire

von am 2. Juli 2021 in EP

Dawn Ray’d – Wild Fire

Die Anti-Faschisten und -Kapitalisten von Dawn Ray’d spalten ihren folkloristischen Black Metal auf Wild Fire perspektivisch konträr auf: Die selbe Grundidee führt hier stilistisch zu zwei verschiedenen Ergebnissen, zuerst im nahe der Erwartungshaltung an die Band ausgelegten Black Metal, danach im ruhigen Dark Folk.

Wild Fire I beginnt so zwar mit Fanfaren aus der Dosen, setzt dann aber manisch gestikulierend, keifend und fauchend, zu Tremolo-Riffs und Blastbeats an, dringlich und direkt, der Sound transportiert eine DIY-Ausgemergeltheit. Dass in die Mitte der Nummer holprig platziert noch einmal die unorganischen Pseudo-Bläser geschleust werden müssen ist ärgerlich, weil bemüht. Sobald die Nummer jedoch bedächtig zu seiner sägenden Gitarre zu stampfen behinnt, die Fanfaren in den Hintergrund treten, und die patentierte Violine in das Zentrum des Interesses wandert, gewinnen die Briten ihre Stärken aus dem frühen Ulver-Playbook jedoch wieder zurück und treten noch einmal aufs das aggressive Pedal.
Trotzdem: Vor allem, wer aufgrund der Roadburn Redux-Performance hier gelandet ist, kommt wohl nicht umhin zu bemerken, dass Dawn Ray’d eine weitaus bessere Live- als Studioband sind.

Zumal das Trio seine qualitative Ambivalenz mit Wild Fire II noch weiter in polarisierende Zonen führt. Immerhin ist die zweite Seite der limitierten Vinyl-Veröffentlichung als bedächtig gezupfte Entschleunigung die grundlegend weiter aus der angestammten Komfortzone gelehnte, aber auch noch fesselndere Version der Dinge. Als Medieval Highland-Score bekommt Melodie von Wild Fire in der Elegie mehr Tragweite und funktioniert über seinen instrumentalen Part imaginativ als Sehnsucht nach den Endzeit-Balladen von Crippled Black Phoenix – bevor die Dinge Richtung Aerial Ruin tendieren und aus dem Ruder laufen.
Mit Gitarrist Fabian Devlin am Mikro geht der rezitierende einleitende Part noch klar, auch der hüftsteife Klargesang ist noch tolerierbar, doch wenn der sich zum hymnischen Pamphlet aufschwingende Schunkelpart am Ende den Fokus auf unsagbar prätentiöse Texte („There’s nothing in these songs/ Of which to be ashamed/ Everything we sing about/ I’d just as plainly say/ For the noble flame of integrity/ Will surely always win/ As dawn brings/ The Reckoning!“) legt – die nun eben auch verständlich vorgetragen werden – rollt das unweigerlich die Zehennägel auf.
Besser als eine dualistische Perspektive wäre insofern eine inszenatorische Synergie der Vorzüge der beiden Aufarbeitungen gewesen, vor allem aber auch subversivere Lyrics. Obwohl wenn Dawn Ray’d diesen beiden Kritikpunkten selbstbewusst nicht zustimmen werden.

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